Ein stattliches Bürgerhaus in Berlin: Im Salon versammelt sich eine erlesene Gesellschaft, um den neuesten Kompositionen eines hochbegabten Teenagers zu lauschen. So darf man sich wohl die Szenerie der Sonntagsmusiken im Haus Mendelssohn vorstellen, ein ideales Podium für den musikalischen Spross, der sich dort künstlerisch nach Lust und Laune austoben konnte.
Die Streichersymphonien waren für Mendelssohn das perfekte Terrain, um mit seinem Talent und angelesenen Wissen zu experimentieren. Es entstanden die Streichersymphonien, die letztendlich mehr wurden, als ein bloßes Laboratorium – eigenständige Symphonien, und als solche betrachten sie auch Michi Gaigg und ihr Orfeo Barockorchester.
Mendelssohns Streichersymphonien nicht in opulenter romantischer Besetzung, sondern im schlanken Barockformat zu spielen, ist eine wohltuende Entscheidung.
Die Musik klingt wesentlich dynamischer, hat einen erfrischend jugendlichen Touch und viel Drive. Zudem schärft die vorliegende Einspielung den Blick und das Ohr für viele Details, für den Einfallsreichtum und die Phantasie eines jungen Komponisten.
Die romantische Facette bringt die kurze Liebeszene ‘Che vuoi mio cor… ‘ ins Spiel. Margot Oitzinger ist mit ihrem weichen, warmen und ruhig geführten Alt eine wunderbare Erzählerin, die ohne viel Aufhebens und Sentimentalitäten auskommt und die berührende Geschichte mit kleinen, passenden dramaturgischen Akzenten schön in Szene setzt.