Diese drei CDs sind in meinen Ohren ein gehöriges Missverständnis. Florian Uhlig überlädt Ravel mit Effekten und Show-Virtuosität und bleibt der Musik jedes genuin französische Raffinement schuldig.
Der Pianist kann zwar mit wirklich nie gehörten Phrasierungen und Klangschichtungen sowie mit dramatisch geschärften Akzenten die Aufmerksamkeit auf sich ziehen – wohlgemerkt auf sich, nicht auf die Musik – aber dem Komponisten dient er damit nicht. Es gibt in diesen Interpretationen einen ausgeprägt interventionistischen Willen, der seltsam unfranzösisch wirkt. Anders gesagt, der Solist will etwas aus der Musik herausholen, was im Kontext der Werke immer fremd wirkt und keinesfalls französischer Ästhetik entspricht.
Es fehlt zwar nicht an Klarheit und Kraft, aber im Gegensatz zu anderen nicht französischen Pianisten entgeht Uhlig nicht der Versuchung, sein eigenes (deutsches) Ego in die Musik Ravels zu projizieren und verhindert so das feine Nuancieren, das Subtile in der Attacke und ersetzt das mit Affektiertheit, schlechter Gewichtung und Ausbalancierung. Statt mit feinem Pinsel zeichnet Uhlig mit dem Farbeimer….
Der Vergleich mit Aufnahmen von Samson François und anderen Größen, oder Pianisten jüngerer Generationen, Muraro, Bavouzet, Tharaud… zeigt, wo Uhlig überall mit seinem Ravel entgleist, wo vermeintliche Akzente oder virtuose Klangkaskaden für Erstaunen sorgen und sicher bei etlichen Leuten Beifall finden, während ich sie nur als stilistische Verirrungen abhaken kann.
Wer wirklich guten Ravel in einer rezenten Aufnahme sucht, sollte sich eher der Einspielung von Vincent Larderet (Ars, Rezension hier) zuwenden.
Far from anything one could call genuine French character, Florian Uhlig’s Ravel is a colossal misunderstanding, with much of the pianist’s German ego.