Das Orchestre National d’Auvergne, das seit einiger Zeit digitale Aufnahmen veröffentlicht, hat nun ein neues Schallplattenlabel gegründet, OnA, und bereichert seine Diskografie mit Crépuscule, dem ersten Album, das im Studio unter der Leitung von Roberto Forés Veses aufgenommen wurde.
Das Album beginnt mit einer dramatischen, spannungsvollen Interpretation von Arnold Schönbergs Verklärter Nacht. Leidenschaftlichkeit ist oft in der Verklärten Nacht zu hören. Doch Fores Veses schürt die Kontraste, schärft die Farben, bringt die Dimension des Verbotenen, der gespaltenen Seelen, der Zerrissenheit mit unerhörter Direktheit in einer fast rohen Musiksprache zum Ausdruck, die die Verklärung umso gefühlvoller werden lässt.
Wo andere Dirigenten und insbesondere Herbert von Karajan einen beglückenden Grad an Vergeistigung erreichen, gelingt Fores Veses mit Dramatik eine ebenfalls, aber eben anders packende Interpretation (James Levine war mit einem solchen Vorgehen kläglich gescheitert).
In den Metamorphosen von Strauss hebt Fores Veses kaum ab ins Vergeistigte. Statt zu transzendieren, bleibt das Werk meistens bloß reflektiv, gespickt mit primären Gefühlen, zu griffig eigentlich, um aus der Ökonomie der Mittel und Architektur heraus zu einem durchaus möglichen wundervollen Klangerlebnis zu werden.
Zum Schluss erklingt das Prélude zu ‘Capriccio’ in Sextettform, und in dieser Interpretation läuft das in allen Stücken technisch exzellente Streicherensemble des Orchestre National d’Auvergne noch einmal zu großer Form auf. Wunderbar nuanciert, mit subtilen Rubato und einer feinfühligen Dynamik beschließt es unter dem inspirierten Fores Veses dieses Programm mit romantischen Gefühlen.
The Orchestre National d’Auvergne, which has been releasing digital recordings for some time, has now launched a new record label, OnA, and enriches its discography with Crépuscule, the first album recorded in the studio under the direction of Roberto Fores Veses.
The album opens with a dramatic, suspenseful interpretation of Arnold Schoenberg’s Verklärte Nacht. Passion is often heard in Verklärte Nacht. But Fores Veses stirs up the contrasts, sharpens the colors, expresses the dimension of the forbidden, the divided souls, the brokenness with unheard-of directness in an almost raw musical language that makes the Transfiguration all the more soulful.
Where other conductors and especially Herbert von Karajan achieve a delightful degree of spiritualization, Fores Veses succeeds with drama in a likewise but just differently gripping interpretation (James Levine had failed miserably with such an approach).
In Strauss’s Metamorphoses, Fores Veses hardly gets into the spiritual. Instead of transcending, the work remains mostly merely reflective, peppered with primary emotions, too concrete, in fact, to use Strauss’ economy of means and the work’s architecture for a thoroughly possible sublime musical experience.
Finally, the Prélude to ‘Capriccio’ is heard in sextet form, and in this interpretation the string ensemble of the Orchestre National d’Auvergne, technically excellent in all pieces, once again rises to great form. Wonderfully nuanced, with subtle rubato and sensitive dynamics, it concludes this program of romantic sentiment under the inspired Fores Veses.