Der ‘Prolog’, der dieser Produktion den Namen gegeben hat, war in der frühen Barockoper eine Art Einleitung durch eine meistens allegorische Figur, die das Publikum auf das anschließende musikalische Drama vorzubereiten hatte. Die junge italienische Sopranistin Francesca Aspromonte singt solche Prologe von Monteverdi, Caccini, Cavalli, Landi, Rossi, Cesti, Stradella und Alessandro Scarlatti.
Doch zunächst erklingt – rein instrumental – die Toccata aus Monteverdis ‘L‘Orfeo’ mit ihren knallscharfen Fanfaren. Danach wird es gottseidank ruhiger im Orchester, wenn Francesca Aspromonte ‘Dal mio Permesso amato a voi ne vegno’ anstimmt. Die schön geführte, geschmeidige wohlklingende, füllige Stimme nimmt sofort für sich ein.
Nicht alle der hier aufgeführten Prologe sind wirklich musikalisch interessant, und die eine oder andere instrumentale Einleitung hat auch nichts, was ihr mehr Berechtigung gegeben haben mag, als das Publikum im Saal zur Ruhe zu bringen. Aber die meisten Vokalstücke sind doch attraktiv oder werden es durch die einfallsreiche Gestaltung der Sängerin. Farben und Dynamik variiert sie, um die entzückendsten Klangnuancen hervorzubringen. Dabei behält die Stimme auch im feinsten Pianissimo Substanz, etwa in Alessandro Stradellas ‘La Pace incatenata’, wo sie eine dynamische Palette bewältigt, die einen staunen lässt.
Da ‘Il Pomo d’Oro’ hier weitaus mehr zu bewältigen hat als eine begleitende Rolle und in den Sinfonien-Ouvertüren lange ohne die Stimme zu hören ist, verdient das Ensemble einen besonderen Absatz in dieser Rezension.
Enrico Onofri lässt durchwegs scharf, kantig, unrund und rissig, manchmal sogar ausgesprochen vehement musizieren. Das ist mehr als nur gewöhnungsdürftig, und für meinen Geschmack hätte etwas mehr Wärme dem Klang gut getan.