Düstere Zeiten begleiteten das Schaffen Prokofievs in den 30er Jahren. Josef Stalin verbreitete Angst und Terror über der ehemaligen Sowjetunion. Seine Säuberungen machten vor niemandem Halt, und so schwebte das Damoklesschwert auch ständig über Sergei Prokofiev und vielen seiner Komponistenkollegen. Die Ironie des Schicksals wollte es, dass Prokofiev und Stalin 1953 am gleichen Tag starben – der Diktator hochverehrt, der Komponist fast als Randnotiz. Die Jahre haben dieses Missverhältnis zurechtgerückt.
Prokofievs erste Violinsonate ist ein Spiegelbild des großen Terrors. Unsicherheit, Trauer, Zorn, zerklüftete Seelen schwingen überall mit. Franziska Pietsch und ihr Partner Detlev Eisinger haben ein feines Gespür für diese schreienden Zwischentöne. Ihre Interpretation ist schonungslos emotional, mit kantigen Passagen und radikaler Gegenüberstellung von zarter Lyrik und zerrissenen Welten.
Eine ähnliche, wenn auch abgemilderte Stimmung herrscht in der zweiten Sonate, in der die Interpreten vor allem den narrativen Charakter mit Hilfe klug eingestreuter Rubati hervorstreichen. Nichtsdestotrotz beeindruckt auch hier die Radikalität der Interpretation: die kompromisslose Extrovertiertheit einerseits sowie der neoklassizistische, leichte, kantable Ton andererseits.
Pietsch’s and Eisinger’s playing reflects the various moods found in these works. They convey the brutality of the First Sonata with a stunning emotional force and deliver the Second with a broad dynamic palette, extroverted playing and, on the other hand, a clean and light neoclassicism.