Dieser Live-Mitschnitt enthält eine weitgehend fesselnde Interpretation der 9. Symphonie von Gustav Mahler. Der Dirigent Michael Schønwandt sprang bei diesem Konzert kurzfristig für einen Kollegen ein und hatte demnach nur wenig Zeit, das Orchester auf seine Mahler-Vision einzustimmen. Dass diese Neunte aber so spannend ist, geht wohl auf einen gewissen Improvisationscharakter zurück.
Während der Anfang des Andante noch etwas zögerlich daherkommt, spürt man aber den Willen des exzellenten dänischen Nationalorchesters, an den beiden Konzert-Abenden sein Bestes zu geben. Je mehr die Symphonie voranschreitet, desto intensiver werden das Spiel und auch die Interpretation, um dann in ein ergreifendes Adagio zu münden. Schønwandt schafft es, seine Musiker zu beschwören und nach und nach zu einer Höchstleistung zu animieren. Grandios ist auch das Rondo mit all seinen Ecken und Kanten. Überhaupt gelingt es Schønwandt quasi an jeder Stelle, Mahlers Musik auf der einen Seite sehr modern und transparent, ja analytisch erklingen zu lassen und auf der anderen in die seelischen Tiefen und Empfindungen des Komponisten einzutauchen.
Man kann diese Interpretation wohl am ehesten mit den späten Einspielungen Abbados vergleichen, da hier das gleiche Verständnis und auch die gleiche Interpretationsphilosophie vorliegen. Das (am Anfang sicherlich nicht perfekte) Live-Erlebnis erweist sich dann doch noch als ein Gewinn, da man hier als Hörer die Genesis einer Interpretation hautnah miterlebt.
Michael Schønwandt replaced on short notice another conductor for the concert of which this live recording is coming from. This may explain the somehow improvisatory character of the performance, at least at the beginning of the Symphony. Later, both, he and the orchestra, gain in confidence. Nevertheless the overall impression is good and there is much of an analytic and modern Mahler to admire.