Diese CD beginnt mit der Wanderer-Fantasie von 1822, in die das Lied ‘Der Wanderer’ von 1816 mit seinem vernichtenden Fazit: « Dort, wo du nicht bist, dort blüht das Glück », eingeflossen ist. William Youn spielt sie zügig, aber wegen vieler dynamischer sowie farblicher Kontraste und Nuancen auch ungemein souverän und engagiert, mit einer nie nachlassenden Spannung. Alles ist klar, durchsichtig und zugleich rhythmisch und dramatisch intensiv, im Adagio tief empfunden und bei aller Poesie nicht ohne Groll und Bitterkeit, nicht ohne heftiges Auflehnen.
Danach singt Isabelle Catherine Vilmar das Lied in völliger Illusionslosigkeit, atmosphärisch gut unterstützt von William Youn, der ihr auch in ‘Frühlingsglaube’, ‘Du bist die Ruh’ und ‘Die Forelle’ ein kongenial mitgestaltender Partner ist. Vilmar zeigt beeindruckend, dass auch eine Sopranstimme so artikulieren kann, dass man den Text versteht.
Die Liszt-Bearbeitungen für Klavier solo verlängern die Stimmungen der drei Lieder, und Youn erlaubt es den Klaviermelodien wirklich zum Klaviergesang zu werden. Auch lässt Youns Sinn für Transparenz der Stimmen und Details immer wieder aufhorchen.
In den anderen Liedern ist interpretatorisch viel Gutes und Richtiges zu notieren. Eine wenige Male klingt die Stimme der Sängerin etwas scharf, doch das ist wohl Teil der Spontaneität, mit der hier musiziert wird.
William Youn erreicht in den beiden Liszt-Bearbeitungen der Schumann-Lieder einmal mehr höchstes gestalterisches Niveau und sinkt mit feinem Anschlag in die gedanklich-musikalische Welt Schumanns und Liszts hinab, rhetorisch ebenso sensibel wie brillant und bravourös.