Zu dieser neuen CD liegen uns gleich zwei Rezensionen vor, alle beide schlagen recht begeisterte Töne an.
Rezension von Guy Engels
Seit Philippe Jordan 2014 die Wiener Symphoniker übernommen hat, läuft eine regelrechte PR-Maschinerie mit dem Ziel, die Symphoniker aus dem Schatten der Philharmoniker zu holen. Am besten gelingt dies natürlich mit hervorragenden Konzerten und anspruchsvollen CD-Produktionen beim hauseigenen Label.
Für seine erste Saison in Wien hat Philippe Jordan sich Schuberts Symphonien auf die Fahne geschrieben. Jetzt liegt die entsprechende Aufnahme mit den Symphonien 8 und 7 vor, in denen uns der Schweizer Dirigent vor allem den Lieder-Komponisten und Lyriker Schubert nahebringt. Der satte und sonnige Streicherklang in der großen C-Dur-Symphonie, der schlanke, kammermusikalische Ton lässt in keinem Moment geheucheltes Pathos aufkommen.
Dennoch strahlt das hochromantische C-Dur in seiner ganzen Reinheit wie die Sonne, um die sich das ganze symphonische Universum dreht. Philippe Jordan gelingt hier nahezu die Quadratur des Kreises, indem er diesen Klangkosmos in klaren, scharfen Konturen und mit der nötigen Dramatik aus seinem Innersten heraus entstehen lässt.
Das Mysterium des musikalischen Urknalls wird in der „Unvollendeten“ noch deutlicher, wenn das Eingangsthema sich wie ein Suchender den Weg bahnt zu hinreißender Lyrik im Andante. Hier ist Jordan ganz der Lied-Interpret bei Schubert.
In his performances of both Schubert symphonies Philippe Jordan ideally combines a great and beautiful lyricism with a sharply shaped and dramatic playing by the excellent Wiener Symphoniker.
Rezension von Alain Steffen
Eine sehr schöne Aufnahme der beiden letzten Schubert-Symphonien Nr. 7 (Unvollendete) und Nr. 8 (Die Große) präsentieren uns die Wiener Symphoniker unter Philippe Jordan. Was sofort auffällt, ist der schlanke Klang und das bewegliche Spiel des Orchesters. Erinnert wird man an die Transparenz und die Farbenpalette französischer Musik, zu der der Dirigent durch seine lange Tätigkeit in Frankreich ein besonders Verhältnis hat. Diese Leichtigkeit, die ganz im Gegensatz zu den ‘germanischen’ Interpretationen eines Furtwängler, Karajan oder Böhm, oder aber zu dem oft plakativen Spiel amerikanischer Orchester steht, kommt besonders der ‘Großen’ zugute, denn in dieser großangelegten Symphonie bleibt – ähnlich wie bei den maßstabsetzenden Aufnahmen von Abbado mit dem ‘Chamber Orchestra of Europe’ – ein gewisser kammermusikalischer Ton erhalten, der, verglichen mit anderen Werken Schuberts, auch viel authentischer erscheint. Zudem erinnert diese Achte in diesem schönen Klanggewand und durch ihre lebendige Rhythmik auch irgendwie an die mittleren Symphonien Dvoraks. Was auch nicht verwundert, denn Dvorak war ein großer Bewunderer von Schubert und schrieb sogar 1894 in einer Abhandlung, « dass man Schuberts Symphonien wieder im Geiste eines Haydn und Mozart » spielen müsste. Das wird hier getan, so dass uns dieser Schubert aus Wien eigentlich viel authentischer erscheint, als so manche Aufnahme auf historischen Instrumenten, wenn auch bei Jordans Interpretation der ‘Unvollendeten’ noch bisschen Luft nach oben gewesen wäre. Trotzdem hörenswert!
Vivid, transparent and slender performances of Schubert’s last symphonies.