Bei der rezenten Fülle an Schubert-Alben muss man sich schon die Frage stellen, ob noch Interpreten es wagen können, ‘ihre’ Deutung seiner Musik auf den Markt zu bringen, wenn diese nicht den Geist und den Gehalt dieser Musik zumindest ehrlich wiedergibt. Gerade die rezenten Einspielungen machen deutlich, dass Pianisten der verschiedensten Horizonte und Alter die Auseinandersetzung mit Schuberts Musik gekonnt und gewissenhaft angehen.
Der Genfer Pianist Fabrizio Chiovetta, Schüler von Paul Badura-Skoda (!), setzt sich auf seiner CD insbesondere mit der allerletzten Klaviersonate in B-Dur D. 960 auseinander und bietet zusätzlich die ‘Moments Musicaux’ D. 780 in einer interessanten, wenn auch nicht ganz schlüssigen Darbietung: Ihr fehlt die ultimative Kohärenz. Nun gut, die Stücke wurden auch nicht als zusammenhängendes Ganzes komponiert, sondern entstanden zwischen 1823 und 1828, Schuberts Todesjahr, in dem auch die drei letzten Sonaten komponiert wurden, und doch schaffen es eine Anzahl von Interpreten, eine Einheit daraus zu machen. Bei Fabrizio Chiovetta gibt es nur eindrucksvolle Momente, vor allem in beiden musikalischen Momenten in As-Dur, dem ‘Andantino’ und dem ‘Allegretto’. Sie werden mit großer Schlichtheit und umso mehr Empfindsamkeit gespielt. Schlichtheit kennzeichnet auch die Darbietung der B-Dur-Sonate D. 960. Chiovetta lässt sie ohne Affektiertheit, aber mit delikater Tongebung vor uns entstehen, und so kann die Musik aufblühen, singen, klagen und alles, was Schubert in dieser Komposition über sich und seine Welt ausgesagt hat, mit großer Natürlichkeit dem Hörer nahebringen, auch wenn der Einleitungssatz allzu langsam vorgetragen wird (20’44). Das pianistische Können Chiovettas lässt jedoch nichts zu wünschen übrig.
This is an overall interesting Schubert CD with very sensitive and rhetoric performances.
Voici un disque Schubert avec des interprétations intéressantes parce que sensibles et rhétoriques.