Neben dem ersten Quartett von Robert Schumann hat das gleichnamige Quartett der drei Brüder Schumann das als erstes benannte Quartett von Mendelssohn eingespielt. Die Leichtigkeit der Komposition hatte Schumann inspiriert. Dazwischen sind auf der Aufnahme sieben kürzere Werke aus der Feder von Aribert Reimann eingefügt. Das erste ist ein ‘Adagio zum Gedenken an Robert Schumann’ aus zwei Choralmelodien des Geehrten sowie sechs Gesänge von Schumann, die Reimann für Sopran und Streichquartett gesetzt hat.
Für das Adagio wählte Reimann als Grundlage zwei von Schumann wahrscheinlich 1855 in der Nervenheilanstalt Endenich harmonisierte, vierstimmige, unvollendete gebliebene Kirchenchoräle. In knapp acht Minuten stellen die Instrumente den einen Choral mehr oder weniger ausgeprägt, teils als ‘cantus firmus’, teils dissonant mit harten Sechzehnteleinwürfen dar, bis die erste Violine den zweiten Choral fugatisch einbringt. Die so vorgestellten Themenköpfe werden von Dissonanzen und quälenden Tonketten sowie Pizzicati unterbrochen. Zum Schluss verliert sich die Komposition in himmlischen Flageoletts.
In den sechs Gesängen scheint sich Robert Schumanns krisenhaftes Leben zu spiegeln; sie wurden zeitlich mit dem Ausbruch seiner Krankheit komponiert. Reimanns Transkription steht auf den ersten Blick den Bestrebungen Schumanns, die Fortschritte des Klaviers stärker zu nutzen, entgegen. Jedoch wird die Integration des Vokalparts in den musikalischen Satz des Streichquartettes insofern Schumanns Einschätzung gerecht, als die Singstimme und das Klavier allein nicht alles wiedergeben können, um die Feinheiten des Gedichts auszudrücken. Reimanns zeigt in der Umsetzung sein Gespür für Klangfarben und seine Erfahrung als Liedbegleiter.
Anna Lucia Richter gestaltet die Lieder klar artikuliert und mit schlankem Vibrato und lässt die Stimmungen der Schumann-Zeit aufleben. Das Quartett unterstützt diesen Ansatz und führt auch das Adagio von Reimann zu einer klar durchgehörten und stringenten Deutung zu. Mendelssohn wird in einer sauberen beschwingten Interpretation dargeboten, ohne neue Welten zu schaffen. Leider kann das einleitende Quartett von Schumann diese freundliche Bewertung nicht erfahren. Es fehlt der Darstellung alles Freie und Singende, was andere Deutungen wie z. B. diese auszeichnet. Vielmehr wirkt die Darstellung bemüht und gemacht, nicht spielerisch und wie im Moment der Präsentation entwickelt.