Der französische Fortepianist Pierre Bouyer setzt seine Schumann-Aufnahmen auf drei Klavieren fort mit den ‘Etudes Symphoniques’. Diese ‘Symphonischen Etüden’ von Robert Schumann haben eine komplexe Geschichte. Da gibt es zunächst die Erstausgabe der ‘XII Études Symphoniques’ aus dem Jahre 1837, gedruckt bei Haslinger in Wien.
Ohne die Variationen Nr. 3 und 9 erschien 1852 eine weitere, im Stil stark abweichende Fassung mit dem Titel ‘Études en forme de variations’, immer noch mit der Opus-Zahl 13. Die Sache wird nicht gerade vereinfacht durch die Tatsache, dass Autograph und Wiener Handschrift als Nr. 3, 4, 6 und 10 sowie als Mittelstück von 7 fünf weitere Sätze enthalten, die nicht im Erstdruck vorkommen. Sie sind als ‘Etudes opus posth.’ bekannt.
Bouyer benutzt auch diesmal einen Erard Fortepiano von 1837 aus seiner eigenen Sammlung, einen Fortepiano Streicher von 1856 aus der Kollektion des Salzburger Geigers Thomas Albertus Irnberger sowie einen Fazioli-Flügel von 1995.
Dabei wird die Musik nicht einfach ‘telle quelle’ wiederholt, sondern es kommt von Klavier zu Klavier zu neuen Kombinationen. Auf dem Erard spielt Bouyer die Originalfassung von 1837, die ‘Etudes op. posth.’ sowie eine unvollendete Variation, die von ihm selber vervollständigt wurde. Das ist logisch, kommt doch so alles zusammen, was an Kernmaterial vorhanden ist.
Auf dem Streicher Pianoforte spielt er eine Zusammenstellung von Thema und 8 Variationen aus dem Erstdruck und dem ‘Opus posth.’. Anschließend erklingt die Fassung von 1852.
Auf dem Fazioli macht Bouyer den ‘Vorschlag einer globalen Fassung’ mit Thema und den Variationen aus dem Erstdruck und jenen des ‘Opus Posthumus’ an der jeweils richtigen Stelle, was man dann vielleicht als eine Art Urfassung ansehen kann.
Wie schon in der ersten CD-Box kommt es auch hier nicht zu Interpretationen, die 1/1 von einem Instrument auf das andere übertragen werden, sondern Bouyer passt die Musik den Instrumenten an, was zu ganz verschiedenen Interpretationen führt, nicht nur was Tempo, Phrasierung und Farben anbelangt, sondern auch im Emotionalen. Und so erleben wir einmal mehr hoch interessante Erkundungen der Musik von Robert Schumann, die nur eine Schlussfolgerung zu lassen: es lohnt sich, sich eingehend mit diesen unterschiedlichen Wiedergaben zu befassen, weil jede für sich der Musik und damit dem Hörer etwas bringt.
Nicht unerwähnt bleiben dürfen die beiden zusammen 60 hoch informative Seiten umfassenden Booklets, die dem aufwändig präsentierten CD-Projekt beiliegen.
Schumann’s Etudes symphoniques in different versions on different instruments: this is one other enriching enterprise by French fortepianist Pierre Bouyer.