Sie beginnt spannungsvoll, diese Fünfte Symphonie, eines der stärksten Bekenntniswerke von Shostakovich, doch dann scheint Jansons einen Nagel erwischt zu haben, und die Luft entweicht aus dem Reifen. Er kann das Rad zwar mit Reparaturschaum wieder ins Rollen bringen, doch was andere Dirigenten im Moderato offenbart haben, Kitajenko an erster Stelle, Urbanski auch (Rezension), das will Jansons in dieser Interpretation nicht gelingen. Das Allegretto ist bei ihm eher lustig als grotesk. Das Largo kommt mit zunächst mit glatter Lyrik, wo andere Dirigenten die Musik leicht aufgeraut haben und sie voller latenter Nervosität ergreifend werden ließen. Das wie immer exzellente Spiel des BR-Orchesters wird zwar zunehmend glühender, aber von der Rhetorik Kitajenkos oder den abyssalen Tiefen, die Bernstein erreichte, sind wir doch ein gutes Stück entfernt. Und genau diesem Bernstein scheint Jansons im Finale nachzueifern, das er sehr zügig dirigiert, ihm aber gleichzeitig seine dramatische Kraft nimmt und so nicht jene phänomenale Intensität erreicht, die wir bei anderen Dirigenten erleben konnten. Also: es gibt von dieser Symphonie Besseres in den Katalogen.
Dmitri Shostakovich: Symphonie Nr. 5; Symphonie-Orchester des Bayerischen Rundfunks, Mariss Jansons; 1 CD BR Klassik 900191; Aufnahme 2014, Veröffentlichung 04/09/2020 (44') - Rezension von Remy Franck