Alma & Gustav Mahler: Lieder; Karen Cargill, Mezzosopran, Simon lepper, Klavier; 1 CD Linn 453; 7/13 (53’00) – Rezension von Alain Steffen
Dass eine gute Stimme nicht unbedingt ausreicht, um auch eine gute Lieder-CD aufzunehmen, das erfährt der Hörer bei dieser sicherlich ernstgemeinten Aufnahme mit Liedern von Alma und Gustav Mahler. Karen Cargill besitzt eine mächtige Mezzosopran-Stimme, die sie für viele Rollen im Konzert- und Opernfach prädestiniert. Allerdings hat die schottische Sängerin enorme Schwierigkeiten, ihre Stimme unter Kontrolle zu halten. Vor allem die Wechsel zwischen Piano und Forte gelingen ihr nicht gut, der Gesang wirkt dann fahrig und unpräzise. Unschön ist auch die tiefe Lage, die, ist sie einmal aus dem Mittelbereich abgerutscht, plötzlich etwas von Zarah Leander hat. Mit einem Orchester als Begleitung wäre die schottische Sängerin wohl besser bedient gewesen, als mit einem Pianisten, der all diese Ungereimtheiten nicht kaschieren kann. Hinzu kommt, dass Karen Cargill sehr übermotiviert singt, sich aber dabei nur auf das Phonetische konzentriert und keine schlüssigen Interpretationen anbietet.
Der Pianist Simon Lepper ist dagegen fantastisch. Sein Klavierspiel ist enorm feinfühlig und er geht das Wagnis ein, surreale Klänge und impressionistische Farben miteinzubringen, was insbesondere den Liedern von Alma Mahler gut tut. Aber auch die ‘Rückert-Lieder’ und die ‘Lieder eines fahrenden Gesellen’ von Gustav Mahler erhalten durch Leppers zwingende Interpretationen plötzlich einen gänzlich anderen Ausdruck, als den man eigentlich erwartet hat. So wenig mich auch die Sängerin begeistert, so kann ich nicht umhin, diese CD trotzdem zu empfehlen, denn Simon Leppers Klavierspiel und seine klugen, außergewöhnlichen Interpretationen sind schon hörenswert.
Karen Cargill would have been successful in singing Mahler with orchestra. With the piano her voice shows far to less a serious control. So, at the end, we just admire the pianist’s playing which is really outstanding.
