Den großen Nordischen Krieg (1709-1721) um die Vorherrschaft im Ostseeraum hatte Schweden gegen die Allianz aus Russland, Sachsen-Polen und Dänemark-Norwegen verloren. Diese militärische Niederlage war sowohl mit einem gesellschaftlichen, wirtschaftlichen als auch einem kulturellen Niedergang verbunden. Diese schwierige Ausgangslage bot aber auch die Chance, etwas Neues aufzubauen. Genau das gelang in Schweden. Mit dem Thronwechsel zu Ulrika Eleonora der Jüngeren und ihrem Gemahl Fredrik I. entwickelte sich ein freieres, den Gedanken der Aufklärung verbundenes Gesellschaftsmodell.
Diese Situation wurde zum Glücksfall für Johan Helmich Roman, der in Ulrika Eleonora eine Unterstützerin hatte. Er wurde 1727 zum Hofkapellmeister des Orchesters ernannt, in dem er bereits seit 1711 angestellt war. Seine Gönnerin hatte es ihm auch ermöglicht, für mehr als fünf Jahre in London zu leben und an dessen reichem Musikleben teilzunehmen. Neben den persönlichen Kontakten, die er in dieser Zeit u. a. zu Händel knüpfte, bot ihm dieser Aufenthalt auch die Möglichkeit, die aktuellen Entwicklungen und Moden in der Musik kennen zu lernen.
1721 wurde er nach Stockholm zurückberufen. Dort blieb er dann bis auf eine Reise über London und Frankreich nach Italien, wonach er seinen Kompositionsstil stärker auf den italienischen Geschmack ausrichtete. In Stockholm konnte er ein reiches schwedisches Musikleben begründen und mit von ihm veranstalteten Konzerten auch einem breiteren Publikum zugänglich machen.
Das Schwergewicht seiner Tätigkeit als Tonsetzer liegt in der Kammermusik. Am bekanntesten sind die ‘Assaggis’ für Violine und die zwölf Sonaten für Flöte. Letztere erschienen als einzige seiner Kompositionen im Druck, obwohl auch ein Druck der ‘Assaggis’ geplant war. Diese Flötensonaten wurden nicht nur in seiner Heimat geschätzt. So hatte Telemann in drei Hamburger Zeitungen veröffentlicht, dass er Kommissionär für diese Sonaten in Deutschland sei.
Kennzeichnend für Roman sind Melodien, die man sich leicht merken konnte und die deshalb nicht nur mitgesungen werden konnten, sondern die er selber noch in weiteren Kompositionen verwerten konnte, insbesondere in Liedern. Anders ausgedrückt beschreiten die Werke Romans den Weg vom Barock zu einer emotional ansprechenden Musik. Er nutzt verschiedene Techniken und stilistische Elemente ebenso wie Elemente der Volksmusik. Die Sonaten überraschen auch immer wieder mit unerwarteten Wendungen. Nimmt man die siebte Sonate als Beispiel, so reiht sie zunächst drei langsame Sätze aneinander, bevor sie mit einem Allegro assai schließt.
Die Interpreten sind ebenfalls aus Schweden. Wegen seiner intensiven Beschäftigung auch mit der Bauweise der Blockflöte hat Dan Laurin technische Fähigkeiten und Spielweisen entwickelt, die ihm mehrere Preise eingebracht haben. Neben der alten Musik widmet er sich auch zeitgenössischen Werken. Das Ensemble ‘Paradiso Musicale’ ist ihm ein einfühlsamer Begleiter bei der Gestaltung der Sonaten von Roman. Die Musiker bieten eine ausdrucksstarke lebendige Interpretation an, die überzeugt.