Das Hauptmerkmal dieser Aufnahme ist die Differenzierung. Oder richtiger: die Differenzierungen. Es ist der faszinierende Wechsel von Farben, Rhythmen und Dynamik, sowie das Spiel mit den Schattierungen, die diese Beethoven-Aufnahmen so spannend werden lassen. Hinzu kommt eine Kunst feinjustierter Akzentuierung und spontan wirkender Artikulierung sowie eine Aufwertung auch des scheinbar nebensächlichsten Details im Klavier so gut wie im Orchester. Diese Ausgestaltung zeugt von einem klaren Konzept, das unbeirrbar und konsequent in den fünf Konzerten zur Anwendung gelangt. Dabei halten diese Interpretationen eine durchaus gesunde Mitte zwischen, einerseits, rhythmischer Energie, Spontaneität und Elan, andererseits, ausdrucksmäßiger Differenziertheit, in der auch das Lyrische Platz findet. James Gaffigan und das Luzerner Sinfonieorchester sind für Schnyder einfühlsame Partner, die mit dem Pianisten hundertprozentig harmonieren, wobei Gaffigan im Zusammenspiel mit dem Solisten diesem nie seine erste Stelle strittig macht. Der Dirigent begleitet mit einem stets leichten, aber nie unverbindlichen Klang und formt auch die Ouvertüren spannend und klanglich sehr ausgewogen.
Das energisch gespannte, leuchtkräftige Klavierspiel fasziniert freilich am meisten. Schnyder findet, was ich mir im Idealfall unter Beethovenscher Attacke vorstelle.
Wer also eine von der Tontechnik sehr gute aufgenommene, musikalisch ausgewogene und durchgehend rhetorisch-spannende, im Grunde klassische, d.h. experimentfreie und zeitlos gültige Interpretationen sucht, wird hier bestens bedient.