Die ersten Takte von Bachs Violinkonzert BWV 1042 zeigen schon, wo es lang geht in diesen Aufnahmen: Renaud Capuçon und das ‘Chamber Orchestra of Europe’ spielen kraftvoll und tänzerisch. Unmöglich ist es wohl, nicht mitgerissen zu werden in diesem sprühend lebendigen Vortrag, der in klangsinnlichen langsamen Sätzen ein Pendant findet. Alles ist kammermusikalisch aufs Feinste reguliert, in einem wirklichen Dialog zwischen Orchester und Solist, und doch hat man den Eindruck, als werde hier überhaupt nicht ‘interpretiert’, als ströme die Musik ganz von selbst dahin, rhythmisch und melodisch flexibel, mit unbeschwertem beglückendem Schwung.
Diesen mit spürbarer Begeisterung gespielten Bach-Konzerten stellt Renaud Capuçon das Violinkonzert ‘Fernes Licht’ des lettischen Komponisten Peteris Vasks gegenüber. Das für Gidon Kremer komponierte Stück entstand in den Jahren 1996/97. Der Titel reicht in eine Zeit vor der Befreiung vom Kommunismus zurück, als ein allenfalls ‘fernes Licht’ Hoffnung auf Freiheit und Menschlichkeit erkennen ließ. « Ohne das ereignisreiche Jahr 1991 und ohne das Wiedersehen mit meinem Freund aus Kindertagen, Gidon Kremer, würde dieses Konzert nicht existieren“, sagte der Komponist zum Hintergrund der Entstehung. « In diesem Werk verbinden sich Freude und Trauer wie so oft in meiner Musik, aber zuletzt siegt die Hoffnung.“
Renaud Capuçon spielt expressiv, mit hell strahlendem Klang und dennoch leicht traurig, so wie es sich der Komponist wünschte. Deklamation und dynamischer Aufbau geben dem Werk eine großartige Wirkung.
After two Bach concertos with much straight-forward and energetic playing, Renaud Capuçon is an expressive performer of Peteris Vask’s marvelous Violin Concerto ‘Distant Light’, which is heard here in a poignant version.