(Guy Engels) – ‘Louange à l’Eternité de Jésus’ – mit diesem Werk beschließen Claudio Bohorquez (Cello) und Christoph Eschenbach (Klavier) ihr Programm. Es sind die Klänge der Ewigkeit, aber ebenso ist es die Ewigkeit der Klänge, die uns nicht nur in diesem berührenden Messiaen-Werk bewusst gemacht werden.
Beiden Interpreten geht es während ihres knapp 50-minütigen Vortrages vorrangig um Klang, um jene Ebene der Musik, die die Seele im Innersten berührt, beginnend mit einer tief verinnerlichten Lektüre von Schuberts Arpeggione-Sonate. Liedhaftigkeit, tänzerische Elemente, grüblerische Nachdenklichkeit, stets aufschimmernde Melancholie: der Facettenreichtum an Stimmungen, das innige musikalische Verhältnis beider Interpreten macht jede Phrase, jeden Satz zu einem – auch für den Zuhörer – inneren Erlebnis.
Diese Transzendenz des Notentextes findet sich ebenso ihn Robert Schumanns Adagio & Allegro: pure Reinheit und Klangessenz im ersten Teil, tiefe, mitreißende Leidenschaft im Rondo.
Zweimal ‘Langsam’ hat Anton Webern seine kurzen Stücke für Cello und Klavier überschrieben. Auch diese frühen Werke des Schönberg-Schülers heben Claudio Bohorquez und Christoph Eschenbach auf eine andere Ebene und bringen sie inhaltlich sehr nahe an Messiaens Louange à l’Eternité de Jésus heran: Musik, die über unser Verständnis der Dinge hinausgeht, Töne, die Trost, Hoffnung und Zuversicht ausstrahlen.
« Wenn ich weiter sehen konnte, so deshalb, weil ich auf den Schultern von Riesen stand“. Dieses Zitat von Isaac Newton (cf. Booklet) haben sich Claudio Bohorquez und Christoph Eschenbach für ihr Album zu Eigen gemacht. Sie sind durch ihre Interpretationen selbst zu Giganten geworden, die weit über die notierte Klangwelt hinausblicken.
Louange à l’Eternité de Jésus’ – with this work cellist Claudio Bohorquez and pianist Christoph Eschenbach conclude their program. It is the sounds of eternity, but equally it is the eternity of sounds that we are made aware of, not only in this touching Messiaen work.
During their nearly 50-minute recital, both performers are primarily concerned with sound, with that level of music that touches the soul at its innermost core, beginning with a deeply interiorized reading of Schubert’s Arpeggione Sonata. Songlikeness, dance-like elements, brooding pensiveness, always shimmering melancholy: the multifaceted richness of moods, the intimate musical relationship of both performers makes every phrase, every movement an inner experience – also for the listener.
This transcendence of the musical text can also be found in Robert Schumann’s Adagio & Allegro: pure purity and sound essence in the first part, deep, rousing passion in the Rondo.
Anton Webern titled both of his short pieces for cello and piano ‘Langsam’. Claudio Bohorquez and Christoph Eschenbach also lift these early works by the Schoenberg student to another level, bringing them very close in content to Messiaen’s Louange à l’Eternité de Jésus: music that goes beyond our understanding of things, tones that radiate comfort, hope and confidence.
« If I could see further, it was because I stood on the shoulders of giants ». Claudio Bohorquez and Christoph Eschenbach have made this quote by Isaac Newton (cf. booklet) their own for their album. Through their interpretations they have become giants themselves, looking far beyond the notated sound world.
(Uwe Krusch) – Die enge Freundschaft zwischen dem Pianisten Christoph Eschenbach und dem Cellisten Claudio Bohorquez führte zu dieser auf wenige Werke konzentrierten Aufnahme. Zwei der Werke, die Arpeggione Sonate von Schubert, eigentlich für gleichnamiges Instrument geschrieben, und Adagio und Allegro op. 70 von Robert Schumann, konzipiert für Horn, wurden auf das Cello übertragen.
Das grammatische Geschlecht für das Instrument Arpeggione wird übrigens uneinheitlich verwendet. Es finden sich alle drei Formen. Im Italienischen sind Substantive mit Vergrößerungssuffix ‘one’ männlich. Der Duden schlägt ‘die Arpeggione’ vor, wie es auch das Label im Beiheft macht.
Alle Werke haben gemeinsam, dass sie große Ausdrucksmusik sind. Sollte man technische Herausforderungen bei der Bewältigung haben, so darf man die keinesfalls hören. Das gilt auch für die beiden frühen Sätze von Alban Berg, die noch ganz im romantischen Geist geschaffen wurden und nichts von seiner späteren Entwicklung andeuten.
Beiden Interpreten gelingt es geradezu mustergültig, diesen Pfad zu beschreiten. Bei Schubert balancieren sie sicher auf dem Hochseil geschmackvoller Deutung, ohne zu übertriebener Pose herabzufallen. Sie kosten die fein differenzierte Musik aus, ohne den Ausdruck übertrieben so zu steigern. Eschenbach unterlegt den Gesang des Cellos mit seinem Sinn für die Subtilitäten des Klangs und der Instrumentalfarbe.
Bei Schumann bietet vor allem Bohorquez auch einmal markantere Ansätze. Mit dieser Mimikry zeigt er, dass das Werk eigentlich für ein Horn gedacht war, dessen Ton durchaus beißend sein kann. Auch bei Alban Berg zaubert Eschenbach viel Feingefühl, um einen Tonkokon für das Cello zu weben, in dem sich das Streichinstrument entwickeln kann.
Im Satz aus dem Quartett auf das Ende der Zeit von Olivier Messiaen bieten die Musiker noch einmal ganz andere Farben, ohne einen romantisch angehauchten Grundton wirklich zu verlassen. Mit subtilen Wendungen erzeugen sie eine ununterbrochene Spannung, die die besondere Stellung des Werkes auch aus seiner Entstehungsgeschichte heraus aufzeigt. Während Bohorquez den Ton seines Cellos frei schwebend klingen lassen kann, liefert Eschenbach ein Meisterstück rhetorischen Begleitens.
Möchte man Einschränkungen finden, so bieten Aufnahme und Begleitheft keine Ansätze. Lediglich bei der Dauer von knapp 50 Minuten zeigt sich, dass die CD ungemein intensiv ist, man sie aber gerne noch länger genossen hätte.
The close friendship between pianist Christoph Eschenbach and cellist Claudio Bohorquez led to this recording focused on a few works. Two of the works, the Arpeggione Sonata by Schubert, actually written for the instrument of the same name, and Adagio and Allegro op. 70 by Robert Schumann, conceived for horn, were transferred to the cello.
All the works have in common that they are great expressive music. Should one have technical challenges in mastering them, they should not be heard at all. This also applies to the two early movements by Alban Berg, which were still created entirely in the Romantic spirit and hint at nothing of his later development.
Both interpreters succeed in treading this path in an exemplary manner. With Schubert, they balance safely on the high wire of tasteful interpretation without descending to exaggerated posturing. They savor the finely differentiated music without exaggerating the expression in such a way. Eschenbach underpins the cello’s singing with his sense of the subtleties of sound and instrumental color.
In Schumann, Bohorquez in particular offers more distinctive approaches for once. With this mimicry, he shows that the work was actually intended for a horn whose tone can be quite biting. With Alban Berg, too, Eschenbach conjures up a great deal of subtlety to weave a cocoon of tone for the cello in which the string instrument can develop.
In the movement from the Quartet on the End of Time by Olivier Messiaen, the musicians once again offer quite different colors without really leaving a romantic-tinged keynote. With subtle twists and turns, they create an uninterrupted tension that demonstrates the work’s special status, even from its genesis. While Bohorquez can make the tone of his cello sound free-floating, Eschenbach delivers a masterpiece of rhetorical accompaniment.
If one would like to find limitations, the recording and accompanying booklet offer no approaches. Only the duration of just under 50 minutes shows that the CD is immensely intense, but one would have liked to enjoy it even longer.