Gioacchino Rossini: Semiramide; Albina Shagimuratova (Semiramide), Daniela Barcellona (Arsace), Mirco Palazzi (Assur), Barry Banks (Idreno), Gianluca Buratto (Oroe), Susana Gaspar (Azema), David Butt Philip (Mitrane), James Platt (L’ombra di Nino), Orchestra of the Age of Enlightenment & Opera Rara Chorus, Sir Mark Elder; 4 CDs Opera Rara 9293800572; Aufnahme 09/2017, Veröffentlichung 14/09/2018 (230') – Rezension von Remy Franck

Wenn man weiß, dass es von Rossinis herrlicher Oper ‘Semiramide’ gar nicht viele Einspielungen gibt, die stimmlich zufriedenstellendste (mit Sutherland und Horne bei Decca) nur in einer erheblich gekürzten Fassung vorliegt und die mehr oder weniger vollständige Fassung von Alberto Zedda (Dynamic) stimmlich als eher unausgeglichen angesehen werden muss, dann ist diese Neuveröffentlichung, rein vom Katalogwert her gesehen, eine wichtige Produktion. Und wenn man dann am Ende zur Schlussfolgerung kommt, dass sie trotz der enormen Anforderungen, die die fast vierstündige Partitur an die Sänger stellt, musikalisch ein sehr hohes Niveau hat, kann man sie schon fast als eine kleine Sensation bezeichnen.

Verantwortlich für dieses Niveau ist in erster Linie der Dirigent Mark Elder, der es fertigbringt, die überlange Oper zu einem Ganzen zu fügen, indem er alles, was zwischen den Arien liegt, Szenen und Rezitative, deutlich aufwertet und so Rossinis Melodienreichtum sowie seinen Sinn für Zusammenhänge deutlich werden lässt. Er inspiriert das ‘Orchestra of the Age of Enlightenment’ zu einem transparenten, sehr farbigen und immer spannungsvoll-lebendigen Spiel und fällt durchgehend durch ein sehr waches und liebevoll detailbewusstes Dirigat auf.

Die Handlung dreht sich um Semiramide, Königin von Babylon, die zusammen mit ihrem Geliebten, Prinz Assur, ihren Mann, den König Nino getötet hatte. Sie planten damals, auch das Kind Ninia zu ermorden, das jedoch überlebte und zu dem Zeitpunkt, als die eigentliche Handlung einsetzt, als Arsace, an den Hof zurückkehrt. Er liebt die Prinzessin Azema, jedoch verliebt sich Semiramide in ihn, obwohl sie eigentlich andere Thronanwärter auserkoren hatte. Als Arsace ihr beibringt, dass er ihr Sohn ist, bittet sie ihn, sie zu töten, was er verweigert. Am Ende wird Semiramide dann doch, allerdings irrtümlicherweise von Arsace getötet, und dieser wird König.

Albina Shagimuratova singt die Titelrolle (Rossini schrieb sie für seine Frau Isabella Colbran) bravourös. Ihre silbrig glänzende Stimme und ihre stilsichere Darstellung lassen nichts zu wünschen übrig.

Auch der Arsace von Daniella Barcellona ist stimmlich wie darstellerisch exzellent. Ihre agile und wendige Mezzostimme passt hundertprozentig zu dieser schwierigen Hosenrolle.

Der Bassist Mirco Palazzi gibt einen prächtigen Assur ab, indem er seine wohl timbrierte Stimme nuancenreich einsetzt.

Die Nebenrollen sind ebenfalls vorzüglich besetzt, und der Chor ist phänomenal, so dass man am Ende von einem richtigen Rossini-Fest sprechen kann.

With an oustanding cast, a splendid choir and a vividly playing orchestra, Mark Elder’s complete recording of Rossini’s Semiramide is a real Rossini feast.

 

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