Von Maurice Ravels Ballett ‘Daphnis et Chloé’ dirigieren die meisten Dirigenten nur die Suiten. Sie sind kürzer und, weil effektvoll, einfacher zu gestalten. Stéphane Denève scheut das ganze Ballett nicht und legt mit dieser Einspielung eine sehr gute Interpretation vor. Er entfacht nicht so viel Feuer wie Nézet-Séguin, aber es gelingt ihm vorbildlich, das Mysteriöse und Sensuelle der Partitur herauszuarbeiten und so eine packende Spannung aufzubauen, die sich mehrmals in schnelleren Teilen entladen kann, um dann in der ‘Danse générale’ in ekstatischem Elan zu explodieren.
Auch in den ‘Valses Nobles et Sentimentales’ zeigt Denève einen raffinierten Gestaltungssinn, der beim SWR Orchester die richtige Antwort findet. An die Boulez-Aufnahme kommt er nicht heran, auch Nagano kann er nicht überbieten, aber es ist eine schöne Einspielung mit viel Poesie und schönen Stimmungen.