Georg Philipp Telemann: Ouvertürensuiten; Neumeyer Consort, Felix Koch; 1 CD Christophorus CHR 77412; Aufnahme 09/2016, Veröffentlichung 05/2017 (72‘41) – Rezension von Jan-Geert Wolff

Angesteckt von der Begeisterung für die Musik des französischen Barock erwies sich Georg Philipp Telemann als Meister in der Kombination von Tänzen zu eigenständigen Suiten. Boten die einzelnen Sätze ein relativ starres Korsett, war der Komponist in der Abfolge sehr viel freier. Das nutzte besonders Telemann mit seiner umfassenden Kenntnis der diversen musikalischen Stile und Spielarten.

Weit über hundert Orchestersuiten sind so entstanden, (leider nur) vier davon hat Dirigent Felix Koch für die vorliegende Einspielung mit seinem ‘Neumeyer Consort’ ausgewählt: ‘La Bizarre’, ‘La Changeante’ und ‘Des Nations anciens et modernes’ für Streicher und Basso continuo sowie die a-Moll-Suite TWV 55:a2 für Blockflöte, Streicher und Basso continuo. Sollte auf den Partituren der Staub der Jahrhunderte gelegen haben – die Musiker pusten ihn mit Verve hinweg.

Schon mit ‘La Bizarre’ geben sie die Marschrichtung vor: Das Spiel ist derart rhythmisch, dass man spätestens beim zweiten Satz tanzen möchte. Die Branle hat einen unglaublich coolen Groove, bevor die folgende Sarabande fast schon staatstragend feierlich daherkommt, um von einer rauschhaften Fantasie abgelöst zu werden. Und erst ‘Le Rossignol’ mit malerischem Vogelgezwitscher! Auch die anderen drei Suiten stecken voll feiner Überraschungen, das Orchesterspiel dokumentiert Vielseitigkeit von Komposition und Komponist gleichermaßen.

Felix Kochs künstlerisches Herz brennt merklich gerade für Telemann. Diese ‘barocke Lust’ überträgt der Dirigent ohne Reibungsverluste auf das ‘Neumeyer Consort’: Detailverliebt lassen einen die Musiker bei jedem Hören neue Facetten entdecken. Dabei besticht die Besetzung mit beachtlicher und doch stets durchhörbarer Klangfülle.

Bereits mit der ebenfalls bei Christophorus erschienenen Kompletteinspielung von Bachs Brandenburgischen Konzerten empfahl sich das Ensemble im vergangenen Jahr als Interpret vitaler Barockmusik; diesen Eindruck festigt man einmal mehr und entdeckt nun die spielerische, ja witzige Seite dieser Epoche. Telemann bekommt hier etwas betont Sinnliches – ach was: Er ist sexy!

Felix Koch has a lot of surprising ideas when it comes to play Telemann with his Neumeyer Consort. The performances on this disc are truly exciting, if not sexy.

 

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