Das Adagio für Streicher von Samuel Barber ist einmal von Hörern als traurigstes klassisches Stück gewählt worden. Da der Schlussakkord tonal unbestimmt ist und damit offen bleibt, ob der innere Frieden gefunden wird, kann man dies hinterfragen.
Der mehr oder weniger versteckte Unterton ist auch wesentliches Merkmal der Werke zweier anderer Komponisten, nämlich Gustav Mahler und Dmitri Shostakovich. In dieser Hinsicht ist die Fünfte Symphonie von Shostakovich in seinem Schaffen vielleicht das geheimnisvollste Werk. Kurz nach der vernichtenden Kritik von Stalin an seinem Kompositionsstil entstanden, wirkt die Symphonie äußerlich glatter und verständlicher als andere seiner Werke. Ob er damit wirklich dem System gehorchte oder seine Botschaften nur besser versteckte, wird immer wieder diskutiert. Wer intensiv lauscht, wird gerade auch in diesem Werk auf der Suche nach Bezugnahmen auf den von Shostakovich verehrten Mahler fündig werden.
Das ‘Pittsburgh Symphony Orchestra’ blickt auf eine lange glanzvolle Historie mit namhaften Chefs zurück. Zurzeit steht ihm der Österreicher Manfred Honeck vor, der auch diese Aufnahme leitet. Unzweifelhaft gehört das Ensemble zu den großen seiner Zunft, die mit technisch überwältigendem Können den Hörer atemlos staunend die Brillanz aufsaugen lassen und gleichzeitig durchsichtig bleiben. Damit ist aber noch nichts über die Tiefe der musikalischen Aussage gesagt. Die Aufnahmen wurden live mitgeschnitten. Vor Publikum werden üblicherweise intensivere Ergebnisse erzielt als im Studio, so dass hier beste Voraussetzungen vorlagen. Bei Barber hat sich auch eine inspirierende Interpretation ergeben, die intensiv ist, ohne zu übertreiben.
Bei Shostakovich hat man den Eindruck, dass die Interpretation bewusst als Ausdruck der Ängstlichkeit und der Suche Shostakovichs, die verlangte schöpferische Reaktion eines sowjetischen Künstlers auf die gerechte Kritik zu gestalten, gewollt war. Nicht jeder mag diese Idee für zwingend halten. Zwar hat Shostakovich auf die Vorwürfe reagiert, aber er hat sich und insbesondere seine Musik nicht aufgegeben, nur getarnt. Andere Interpretationen (Jansons mit den Wienern, Temirkanov mit den St. Petersburgern) sind sehr viel intensiver und auch vorwitziger. In diesen Darstellungen spürt man die untergründige Aufsässigkeit, der Honeck aus dem Weg geht.