Heute kommt ein Geiger ebenso wenig an den Violinkonzerten von Dmitri Shostakovich vorbei wie an jenen von Beethoven, Brahms oder Mendelssohn. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis sich Christian Tetzlaff dieser beiden Konzerte annehmen würde. Und er tut dies in dem für ihn typischen Stil, der analytische Strenge mit hoher Musikalität verbindet. Gerade diese Musikalität braucht ein Solist, um Shostakovichs Werk gerecht zu werden. Denn kaum ein anderer Komponist der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat eine solch emotionsgeladene Musik komponiert.
Bei Tetzlaff halten sich die Emotionen unter Kontrolle, seine Stärke liegt in erster Linie an einer ausgefeilten, detailtreuen und einer architektonisch hundertprozentig ausbalancierten Interpretation. So schwingt in seinem Spiel, immer eine gewisse Kühle, eine gewisse Distanz mit, die sich ebenfalls im Orchesterspiel wiederspiegelt. John Storgards und das Helsinki Philharmonic Orchestra liefern eine atemberaubende Interpretation, die ebenfalls weniger die Emotionen, wie die Architektur in ihr Zentrum stellt. Fehlende Innenspannung und Dynamik werden durch ein faszinierend klares und messerscharfes Orchesterspiel wettgemacht, so dass diese Interpretationen eine sehr intellektuelle, aber immer musikantische Auseinandersetzung mit den beiden Violinkonzerten darstellen und sich gerade durch ihre phänomenale Präzision wohltuend von vielen stark emotionsgeladenen Aufnahmen abheben.
This analytical, very precise and well balanced performance is a viable alternative to other, more emotional interpretations.