Das Hallé Orchestra, heute kurz Hallé genannt, ist eines der ältesten Orchester Großbritanniens. Obwohl der in Manchester ansässige Klangkörper viele bekannte Chefdirigenten hatte, wie Hans Richter, Thomas Beecham, Hamilton Harty, John Barbirolli und Kent Nagano, stand das Hallé oft im Schatten der großen Londoner Orchester. Und eigentlich ganz zu Unrecht, wie diese hochkarätige Sibelius-CD zeigt. Chefdirigent Mark Elder, der diese Position seit nunmehr 20 Jahren innehat, hat das Orchester auf ein exzellentes Niveau gehievt. Auch interpretatorisch sticht diese Aufnahme der 4. und 6. Symphonie aus der Masse der vielen guten Einspielungen heraus.
Elder trifft genau das klangliche Ambiente der mysteriösen Vierten, die wie ein Fels in der Brandung aus dem Schaffen von Sibelius herausragt. Er entwirft ein tiefgründiges Seelengemälde. Zwar ist das Moderne der Musik nicht seine Priorität, und die oft harschen Akzente werden etwas geglättet, aber dafür gewinnt die Symphonie bei ihm an emotionaler Tiefe. Das Hallé begeistert durch ein wundervoll üppiges Spiel mit dunkler Grundtönung, was diesen Koloss dann noch mysteriöser und unheimlicher macht.
Als Kontrast erleben wir dann eine sehr leichte, ja frühlingshafte 6. Symphonie, die mit ihrem pastoralen Charakter sicher zu den schönsten Symphonien von Sibelius gehört. Auch hier findet Elder den richtigen Ton und lässt sein Orchester klangprächtig, aber auch sehr nuanciert aufspielen. Eine großartige Aufnahme, die man in einem Atemzug mit den Referenzeinspielungen von Colin Davis, Simon Rattle und Petri Sakari nennen darf.