Es gibt eine Vielzahl originär französischer Komponisten, die alle ihren persönlichen Stil gefunden haben. Dennoch ist Ihnen allen etwas gemein, nämlich dass ihre Kompositionen sich durch ein spezielles Timbre, besondere Strukturen und eine farbige Harmonik auszeichnen, die den speziellen französischen Esprit ergeben. Die Auswahl von Duowerken für Violine und Klavier auf dieser Aufnahme gibt dafür ein markantes und treffendes Beispiel.
Eröffnet wird die Aufnahme mit zwei großen Sonaten, der ersten von Fauré und der von César Franck. Es folgen noch vier kleinere Werke, je eines dieser beiden Komponisten und zwei von Claude Debussy, die allesamt überaus bekannte und beliebte Preziosen sind. Dass die Sonate von Franck zu den großen Violinsonaten zählt, braucht nicht näher erläutert zu werden. Aber auch die Sonate von Fauré ist ein Meisterwerk. Seine Person und demzufolge seine Musik zeigen einen hochkultivierten Künstler, dessen Harmonik einen sehr persönlichen Charakter hat. Sie nimmt den Hörer in ihren Bann, ohne ihn in einen Strudel zu ziehen.
Das Leben von Kyung Wha Chung hat früh große Höhen und spät auch Tiefen bereitgehalten. Sie feierte als Wunderkind weltweit Erfolge und entwickelte dann über viele Jahrzehnte eine beständige Karriere. Sie spielte von Anfang an, anders als Gidon Kremer oder Itzhak Perlman, auswendig, was keinem geringeren als David Geringas das die Überschrift liefernde Zitat entlockte. Vor gut zehn Jahren musste sie wegen eines schmerzhaften Fingerleidens das Geigen zeitweilig aufgeben, hat jedoch wie für diese Aufnahme den Weg zurück gefunden zur Geige. Mit nunmehr siebzig Lebensjahren noch Geige zu spielen, anders als bei Klavier oder Dirigentenstab, ist allein schon aus biologischen Gründen erstaunlich. Nach einem solchen gesundheitlichen Aussetzer dann noch wieder hochklassisch zurück zu finden, ist bewundernswert.
Vielleicht durch diese Höhen und Tiefen im Leben gekennzeichnet, ist ihr Spiel wie die Kompositionen von Fauré, edel, ausdrucksstark, aber nicht übertrieben oder aufgesetzt. Es ist empfindsam, untadelig und zeugt von klassischer Zurückhaltung. Das Zusammenspiel mit Kevin Kenner am Piano zeigt einen ebenso sensiblen und charaktervollen Musiker, mit dem zusammen sie eine verbindende Musikalität erklingen lässt.
Vielleicht eröffnet diese technisch makellos festgehaltene Aufnahme keine überraschenden neuen Ein- und Ausblicke, aber sie ist beseelt von tiefstem Verständnis und feingliedriger Darstellung der Werke.