(Remy Franck) Der mazedonische Pianist Simon Trpceski beginnt sein Programm mit einer stimmungsvollen Interpretation der Erzählungen einer Alten Großmutter von Sergei Prokofiev. Danach kommt, hoch virtuos, aber nicht besonders spannungsvoll, Modest Mussorgskys Eine Nacht auf dem kahlen Berge.
Pianistisch nimmt Trpceski sehr viel aus der Scheherazade-Bearbeitung von Paul Gilson heraus, er spielt virtuos und kraftvoll, schön reflektiv in den ruhigeren Momenten und versucht auch mit vielen Farben, die Musik interessant werden zu lassen.
Dass die Transkription des belgischen Komponisten die orientalischen Farben des Originals nicht hundertprozentig wiedergeben kann, ist verständlich. Dafür bietet sie aber genügend Pianistisches, um die Musik nicht zu einer Schwarz-weiß-Kopie des Originals werden zu lassen, zumindest wenn ein Pianist wie Trpceski das 1001-Nacht-Drama sehr gut wiedergibt.
(Guy Engels) Das Feuer lodert im Ofen, die Großmutter wippt im Schaukelstuhl und erzählt Geschichten aus alten Zeiten. So stellt man sich die Szenerie vor, wenn Simon Trpceski Prokofievs Tales of an Old Grandmother spielt. Nichts in dieser Interpretation ist gekünstelt, ist kindlich oder gar kindisch. Der Pianist versteht es, wie eine liebevolle Großmutter, Geschichten zu erzählen. Sein weicher Anschlag, perlende Klänge und eine große Bandbreite an Klangfarben fordern geradezu zum Zuhören auf.
Viel Emotion steckt auch in Mussorgskys Hexensabbath auf dem Kahlen Berg. Es ist nicht das große Gruseln, das Trpceski in den Mittelpunkt stellt, sondern die schauderhafte, mysteriöse, manchmal auch undurchdringliche Stille einer schaurig-schönen Vollmondnacht.
In Rimsky-Korsakovs Erzählung aus Tausendundeiner Nacht schwenkt Simon Trpceski die Kamera vollends auf die betörend Scheherazade, die mit intimen, berührenden Geschichten den grimmigen König betört. Im Finale zündet der Pianist – zum glücklichen Ende des Märchens – ein farbenprächtiges Feuerwerk an Rhythmen und Klangfarben.