Ganz im Sinne von Debussy agiert, wer die klangliche Komposition seiner Werke herausarbeitet und ihnen keine Deutung, wie die von Charakterbildern überstülpt. Das gilt gerade auch für sein Solo-Klavierwerk.
Wie man diesem Ansatz mustergültig gerecht wird, kann man auf der Einspielung von Valdimir Ashkenazy erfahren. Dabei weist sie als spannenden Nebeneffekt auch noch einen Einblick in die Entwicklung des Pianisten auf. Denn das zweite Buch der Préludes hat er bereits 1971 bei einem Auftritt in New York eingespielt, das erste Buch folgte rezent. Ist die Einspielung des zweiten Bandes seine Ersteinspielung dieser Werke überhaupt, so hat Ashkenazy das erste Buch erst jetzt für sich entdeckt. Insofern füllt diese Aufnahme eine Lücke im reichen Werkkatalog des Klaviervirtuosen.
Ashkenazy arbeitet exakt die Vorgaben der Kompositionen nach, bei denen Debussy unter anderem das Atmen mit dem Pedal gewünscht hat. Gerade bei diesem Aspekt kann man denn auch die Entwicklung von Ashkenazy in einem halben Menschenleben bemerken, der mit dem Pedal noch intensiver agiert und vielleicht auch die Klangfarben noch deutlicher herausfeilt. Deswegen hat er die damalige Sicht jedoch beibehalten und nicht über Bord geworfen, nur ein wenig präzisiert. Daraus einen Vergleich formulieren zu wollen, ginge vielleicht zu weit, aber natürlich hört man die Ansätze nebeneinander.
Diese sich selbst zurücknehmende Deutungsweise schafft eine gewisse Sprödigkeit in der Darstellung, die dem Werk und damit dem Komponisten zu Gute kommt, aber eben auch vom Hörer erobert werden will.