Eine wahrhaft beeindruckende Komposition ist dieses Requiem des dänischen Komponisten John Frandsen (*1956), mit der er sich in jene lange Reihe von Komponisten einreiht, die den lateinischen Requiem-Text vertont haben. Die, die das taten, hatten oft sehr verschiedene Ansätze, die von der Epoche beeinflusst wurden, in denen ihr Werk entstand, wobei die Akzente zwischen apokalyptischer Endzeitstimmung, Gotteszorn sowie Ruhe, Hoffnung und Zuversicht lagen. Frandsen lässt den Gotteszorn nicht außer acht, und genau so wenig übergeht er Angst und Hoffnung. Der Kontrast zwischen dem fast hysterischen Flehen des Tenors im ‘Quaerens me’ und dem hoffnungsvollen Vertrauen des Basses im ‘Qui Mariam absolvisti’ ist ein gutes Beispiel dafür. Überhaupt wechseln sich in diesem Requiem Spannung und Entspannung, Dramatik und lyrische Intensität angenehm ab. Und wenn der lateinische Requiem-Text die Basis bildet, so hat der Komponist doch einige zeitgenössische Texte von Simon Grotrian eingeschoben, die die Funktion kleiner Meditationen übernehmen und nicht von einem der ‘klassischen’ Sänger gesungen werden, sondern von dem jungen färöischen Barden Teitur Lassen.
Die Aufführung unter der Leitung von Henrik Vaghn Christensen hat Grandeur und stellt eine gute Balance zwischen dramatisch-opernhaften Tendenzen und dem Basis-Ritual her. Die Surround-Tonaufnahme ist sehr räumlich und natürlich.
Frandsens Requiem ist in schöner skandinavischer Solidarität den meist jugendlichen Opfern der Gewalttat von Anders Breivik im Jahre 2011 auf der Insel Utoya im Oslo-Fjord gewidmet.
This world premiere recording presents John Frandsen’s Requiem for soloists, choir and orchestra. The Danish composer uses the medieval Latin text as well as modern Danish poems by Simon Grotrian. The composer has dedicated his overall impressive Requiem to the victims of the tragedy on the Norwegian island of Utoya in 2011.