Diese kurze CD stellt mit der Esquisse (Skizze) ein Werk der Zwischenzeit vor. Damit ist die Zeit gemeint, in der Frank Martin nach der deutschen postromantischen Musik auch die französische kennenlernte und sich auf dem Weg zu seinem persönlichen Kompositionsstil befand. Er experimentiert mit Orchesterfarben, atmosphärischen Gestaltungen sowie Tempo- und Taktwechseln, das alles mit einer Prise Humor gewürzt. Von ihm selber wohl wenig geschätzt, ist dieses Stück doch eine spannend-intensive Entdeckung.
Nicht nur eine neue Welt wie bei der französischen Musik, sondern geradezu eine Obsession hat Martin viele Jahre später im Falle Shakespeares Der Sturm ergriffen. In die Zeit der Beschäftigung damit fällt auch die Entstehung des Violinkonzerts, das auch durch Paul Sacher inspiriert war. Entsprechend der Stimmung des Komponisten mag man in dem Konzert Wind und Wellen spüren oder wird auch den Atem des Ariel hören. Bei diesem Werk fallen einem sofort Begriffe wie lyrisch, leidenschaftlich und auch kontemplativ ein. Gleichzeitig ist es aber durchscheinend luftig und auch für die Beteiligten brillant fordernd.
Dem Solisten Svetlin Roussev gelingt es überzeugend, die durch Martin auf eine sehr freie, persönliche Weise nutzbar gemachte Verbindung von Impressionismus und Zwölftonmusik zu gestalten. Der bulgarische Geiger, dessen Bandbreite vom Barock bis heute reicht, versteht es, sowohl mit solistischem Gestus als auch dem sicherem Gespür für die Stimmungen des Werkes die bewegte Musik zu erobern.
Mit dem Genfer Kammerorchester hat er Begleiter gefunden, die die facettenreiche und gewitzte Musik mit locker beschwingtem Geist darbieten und so sowohl dem Werk als auch dem Solisten bestens gerecht werden. In der Skizze, ebenso von Arie van Beeck dirigiert, agieren sie ein wenig forscher und kompakter. Aber das deckt sich auch mit der jüngeren und vor Ideen überquellenden Musik.
This short CD presents with Esquisse (Sketch) a work of the intermediate period. This refers to the time when Martin, after German post-Romantic music, also became acquainted with French music and was on the way to his personal style of composition. Thus he experiments here with orchestral colors, atmospheric arrangements as well as tempo and meter changes, all spiced with a pinch of humor. Probably little appreciated by himself, this piece nevertheless is an exciting discovery.
Not only a new world as in the case of French music, but downright an obsession seized Martin many years later in the case of Shakespeare’s The Tempest. The period of his preoccupation with it also saw the composition of the Violin Concerto, which was also inspired by Paul Sacher. According to the composer’s mood, one may feel wind and waves in the concerto or will also hear the breath of Ariel. In this work, terms such as lyrical, passionate and also contemplative immediately come to mind. At the same time, however, it is translucently airy and also brilliantly demanding for the participants.
The soloist Svetlin Roussev succeeds convincingly in shaping the combination of impressionism and twelve-tone music that Martin has harnessed in a very free, personal way. The Bulgarian violinist knows how to conquer the moving music with both a soloistic gesture and a sure feeling for the moods of the work.
In the Geneva Chamber Orchestra, he has found accompanists who present the multi-faceted music with a loosely buoyant spirit. In the Sketch, also conducted by Arie van Beeck, they act a bit more briskly and compactly. But that also fits the younger music overflowing with ideas.