Igor Stravinskys offizielles Opus 1 ist ein Werk, das noch sehr von Nikolai Rimsky-Korsakov, dem Lehrer des jungen Kompositionsschülers geprägt ist. Etliche Dirigenten haben das zu vertuschen versucht, haben das Werk moderner, Stravinsky-ähnlicher werden lassen. Nicht so Dmitrij Kitajenko, der der Symphonie den romantisch-russischen Charakter gibt, der sie auszeichnet.
Und doch bleiben die bereits vorhandenen wahren Stravinsky-Zellen dem Hörer ebenfalls nicht verborgen, genau wie Kitajenko die jugendliche Energie nicht unterschlägt. Im Schlussteil des langen Largos ist ja schon so viel vom ‘Feuervogel’ zu hören, und Kitajenko bringt es mit bezwingender Spannung zum Ausdruck.
Durchgehend lässt der Dirigent das Philharmonische Orchester Zagreb mit viel Sinn für Klangästhetik klangopulent musizieren. Es ist Kitajenkos erste CD mit dem kroatischen Orchester, dessen Künstlerischer Berater ist. Und er zeigt beeindruckend, zu welcher Form ein Orchester auflaufen kann, wenn es unter seiner Leitung musiziert.
Die Symphonie besticht mit einer phänomenalen Mischung prosaischer Klangfarben, instrumentaler Ursprünglichkeit, rhythmischer Spannung und Emotion. Seine Aufnahme ist eine Liebeserklärung an dieses allzu sehr vernachlässigte Werk.
Die zwischen 1917 und 1925 entstandenen Suiten Nr. 1 & 2 für kleines Orchester, sind Orchestrierungen nach Klavierstücken. Sie sind für kleines Orchester geschrieben und läuten bei Strawinsky die Neoklassik ein.
Dmitrij Kitajenko und den exzellenten Musikern des Philharmonischen Orchesters Zagreb gelingt es sehr gut, mit hochsensiblem Spiel das neoklassische Raffinement und den Charme mit viel Inspiration und etwas Schalk aus der Musik heraus zu kitzeln und den Hörer ständig anzusprechen.