In 2020, während des Lockdowns, das sie musizierend und malend mit ihrer Familie in Berlin verbrachte, kam die Bratschistin Hiyoli Togawa auf die Idee, zeitgenössische Komponisten zu bitten, ein kleines Stück zum Thema Coronavirus zu schreiben, das sie auf einer Platte mit Bachs Sarabanden aus den Cellosuiten. aufnehmen wollte. Elf Komponisten machten sich an die Arbeit, in Yokohama, Schmidatal, New York, Yerevan, Helsinki, Los Angeles, Nashville, Pwllhelig, London und Mailand. Das Resultat ist ein faszinierendes Album, das Bachs zeitlose Musik mit den Ausdrucksformen heutiger Musik vereint. So verschiedenartig diese Kompositionen auch sein mögen, mit Bach ‘verklebt’ ergeben sie eine Einheit. Seien es Hosokawas elegisches Sakura, Doderers nervöses Shadows, Ahos originell-spannendes, technisch ungemein raffiniert gemachtes Stück Am Horizont, Powells minimalistisch hektisches Perfect Time for a Spring Cleaning – alle zusammen ergeben ein weltumspannendes musikalisches Bild der Pandemie. Bravo für die Idee, und Bravo für die hinreißende, hingebungsvolle Umsetzung auf dem Instrument, das hier so vielseitig klingt, dass es jeden Anflug von Bratschenwitzen im Keim erstickt. Und noch etwas: auch wenn es Elegisches und Melancholisches in diesen Kompositionen gibt, richtige Trauer und Depression ist nirgends auszumachen. Diese COVID-19-Musik ist schön!
Toshio Hosokawa: Sakura / Solitude; Johanna Doderer: Shadows; José Serebrier: Nostalgia; Tigran Mansurian: Ode an die Stille; Michiru Oshima: Silence; Kalevi Aho: Am Horizont; John Powell: Perfect Time for a Spring Cleaning; Cristina Spinei: Keep Moving; Rhian Samuel: Salve Nos; Gabriel Prokofiev: 5 Impressionen über Selbstisolation; Federico Gardella: Consolation; Johann Sebastian Bach: Sarabande aus den Cellosuiten BWV 1007-1012; Hiyoli Togawa, Viola; 1 SACD BIS 2533; Aufnahme 2020, Veröffentlichung 03/2021 (78'54) – Rezension von Remy Franck