Arabella Steinbacher ist nicht die erste, die die beiden als Jahreszeiten bezeichneten Kompositionszyklen von Vivaldi und Piazzolla in Verbindung zueinander bringt. Wobei man bei der argentinischen Version eigentlich nicht zwingend von einem Zyklus sprechen kann, da die vier Sätze einzeln in zeitlichem Abstand zueinander entstanden sind. Steinbacher wählt den Weg, jeweils die gleichnamige Jahreszeit nebeneinander zu stellen. Im Hinblick auf die durchaus quer gehenden Bezüge von Piazzolla auf Vivaldi, die in der halbjährlichen Verschiebung der Jahreszeiten auf Nord- gegen Südhalbkugel begründet sind, hätte man ja auch mal die jeweils musikalisch nähere Zeit zueinander bringen können.
Ihr Spiel ist ebenso wie das des Münchener Kammerorchesters von höchster Qualität und Sensibilität geprägt, so dass sie die Erwartungen erfüllen, ein ausgeprägt hochwertiges Hörerlebnis geliefert zu bekommen. Daran besteht kein Zweifel. Und sie liefern auch gut durchdachte und abgebildete Musik, die technische Raffinessen ebenso locker behandelt wie sie musikalische Ausdrucksweisen darstellt.
Wenn der Rezensent dann doch ein wenig zögert, dann liegt das daran, dass dieser glänzenden Präsentation die richtige Gewürzmischung fehlt. Steinbacher selber schreibt, sie habe gezögert, den Vivaldi einzuspielen, es gäbe schon so viele Aufnahmen. Genau, darin liegt die Crux. Für meine Ohren ist diese Version gelungen, aber fällt auch nicht so, sei es negativ oder positiv auf, dass ich sie unbedingt hören muss. Kleine Feinheiten lassen aufmerken, ja, aber dann hat es sich auch schon. Und bei Piazzolla fehlt es mir vollends an dem Besonderen. Zwar gehören die Jahreszeiten in die Tango Nuevo Epoche dieses Komponisten und damit in die Abkehr vom klassischen argentinischen Flair. Trotzdem muss dieses Aroma mehr durchschmecken. Da gilt, dass die Beteiligten so toll spielen, dass sie darüber dem Tanz in den Straßen mit seiner Ursprünglichkeit nicht genügend Rechnung tragen. Für mich zu schön, um packend zu sein.