Die Partitur von Bruckners Sechster Symphonie wurde am 3. September 1881 in St. Florian abgeschlossen. Im Gegensatz zu vielen anderen Werken, hat Bruckner die Sechste – wie übrigens auch die Siebte – nie revidiert und es gibt nur eine Fassung davon. Er selber nannte sie wegen ihrer kompositorischen Kühnheit scherzhaft « die Keckste ». Sie ist bis heute sozusagen ein Stiefkind im symphonischen Schaffen Bruckners, denn sie wird weit weniger oft aufgeführt als andere Symphonien des Meisters. Gut also, das Mariss Jansons sie mit der populären Siebten koppelt und alles Mögliche tut, um sie wirkungsvoll werden zu lassen.
Kürzer und prägnanter ist sie auch weniger hymnisch und durchgehend irdischer als ihre Schwestern und gehört dennoch mit zum Originellsten der Brucknerschen Musik. Im ersten Satz sucht Jansons mit – hier wie auch im Scherzo und im Finale – relativ zügigem Tempo erfolgreich nach dem Kecken, nach Leuchtkraft und freudigen Schwung. Ruhe und Feierlichkeit, charakterisieren die Eckteile des Adagios, in dessen Herz Freudentaumel und Trauermarsch kollidieren. Diese Brüche macht Jansons gut hörbar.
Nicht rustikal wie die Scherzi, die Bruckner bis dahin komponierte, ist das Scherzo der Sechsten, laut Auer eines « jener phantastischen, ins Zauberreich der Naturromantik leuchtenden Stücke, die, Böcklins Gemälden vergleichbar, eine neue Seite der Brucknerschen Gefühlswelt aufdecken. » Dieses Phantastische darzustellen gelingt Jansons ebenso hervorragend wie das Konfliktuelle des am Ende doch ‘siegreichen’ Finalsatzes.
Die Siebte beginnt etwas zurückhaltend und gewinnt dann an Energie, aber auch an dunklen Gedanken und Trauer. Hier wird verständlich, wieso Jansons die Klangpracht am Anfang mied. Erst aus dem Seitenthema darf sich bei ihm Glanz entwickeln. Das Adagio wird im Luxussound des Concertgebouw zu nobler und abgeklärter-schöner Musik.
Das propulsive Scherzo hat bei alle prachtvollen Plastik viel erregten Schwung und knackigen Biss und der Dirigent wird so diesem humorvollen Satz bestens gerecht. Nicht weniger gelungen ist der fast leicht strömende völlig ohne Pathos auskommende Finalsatz mit seinem zartfühlend eingebetteten Choralthema.
Am Ende muss man sich natürlich die Frage stellen, ob diese Darbietungen so außergewöhnlich sind, dass sie für den Bruckner-Freund ein Must darstellen würden. Für den, der bereits eine gut ausgestattete Bruckner-Diskographie hat, ist das nicht der Fall. Was Jansons zu Gehör bringt, ist nichts Neues und nichts derart persönlich, dass man diese Aufnahmen coûte que coûte kennen müsste, gerade heute nicht, wo etliche Dirigenten bei Bruckner in überzeugender Weise neue Wege gehen.
A good coupling, superb orchestral playing with a conductor obviously emphasizing on both the vivid and the lyrical side of Bruckner’s music. But, after all, the market does not really need such recordings especially considering the fact that recently other conductors tried successfully to go new ways in the Bruckner interpretation.