Wenn im Fußball eine Top-Mannschaft mehrere Spiele hintereinander verliert, dann spricht man sofort von Krise, und es wird schnellstens analysiert, ausgewertet und überlegt, wie man das Team wieder in die Spur bringen kann. Ähnliches ging unserem Rezensenten Alain Steffen durch den Kopf, als er das am Montag ein Konzert der Solistes Européens Luxembourg besuchte.
Es ist aufgefallen, dass das Orchester in letzter Zeit etwas schwächelt, nicht mehr so präzise und aufmerksam spielt, wie das sonst der Fall war. Beim Konzert am vergangenen Montag kamen dann noch eine mangelnde Präsenz und ein dünner, spannungsloser Klang hinzu.
Dabei begann das Konzert noch relativ vielversprechend. Mit Arnold Schönbergs Verklärter Nacht in der Fassung für Streichorchester trafen die Musiker sofort den richtigen Ton. Die dunkeltimbrierten, etwas spröden Klänge passten zu der musikalischen Stimmung. Auch Königs Interpretation orientierte sich eng an der Originalfassung für Streichsextett und ließ den kammermusikalischen und intimistischen Charakter immer wieder durchscheinen. Aber im Laufe des Werks häuften sich die Unachtsamkeiten; die Balance geriet ins Schwanken und die Klangschichten drifteten auseinander.
Die beiden folgenden Violinkonzerte von Johann Sebastian Bach, Nr. 2 BWV 1053R und Nr. 4 BWV 1055R sind Bearbeitungen von Cembalo- oder Klavierkonzerten, resp. Bearbeitungen dieser Konzerte für Oboe. Christoph König überließ hier die Leitung seinem Solisten Frank Peter Zimmermann, nahm Platz am Cembalo und übernahm die Generalbass-Stimme. Auch hier ließ das Zusammenspiel zwischen Solist und Orchester zu wünschen übrig. Zimmermann spielte das BWV 1053R-Konzert zwar sehr dynamisch, das Orchester aber hinkte mit einem lustlosen und sehr dünnen Spiel hinterher. Von Akzenten und Dynamik konnte auch beim BWV 1055R-Konzert keine Rede sein. Hier, und insbesondere im langsamen Mittelsatz, schienen sich Solist/Dirigent und Musiker aus den Augen zu verlieren, was sich dann auch für kurze Momente auf Zimmermanns Spiel auswirkte. Nein, mit diesen unausgegorenen Bach-Interpretationen, die weder wirklich klassisch noch eine historisch informiert waren, konnte man trotz Stargeigers nicht zufrieden sein.
Zum Schluss erklang dann noch Josef Haydns selten aufgeführte Feuersymphonie Nr. 59, eine kurze, musikalisch angenehme Symphonie, der es aber deutlich an spielerischer Freude mangelte, so dass die meisterlich gespielte Bach-Zugabe von Frank Peter Zimmermann der einzige Höhepunkt an diesem Abend blieb. Die SEL konnten sich auch bei Haydn, der ja an sich ihre Domäne ist, nicht aus ihrem Schlafmodus befreien. König ging auf Nummer sicher und forderte demnach nicht mehr viel von seinen Musikern. Somit ging das Konzert mit einer weiteren, sehr bescheidenen musikalischen Leistung zu Ende, die am Ende wohl keinen so richtig glücklich machte, wie es der sehr laue Applaus des Publikums andeutete. Wohlgemerkt, es war kein schlechtes Konzert, aber es war auch kein gutes.