Mit Max Reger erlebte die Sololiteratur für Streicher eine Renaissance, die ein halbes Jahrhundert in Werken von Hindemith, Bartók, Honegger und anderen fortwirken sollte. Die Cellosuiten hat Reger dabei als freie Folge von drei bis vier Sätzen unterschiedlichen Charakters, nicht im strengen barocken Sinn gestaltet.
Reger selbst hat die in Rekonvaleszenz geschriebenen Suiten als musikalische Keuschheit bezeichnet. Mit spätromantischer Klangsprache, chromatischen Rückungen, ausufernder Harmonik bei geweiteter Tonalität und mäandernden Phrasen ist seine Schreibweise gut beschrieben. Darüber hinaus barocke Formen verwendend, zeigt er seine Verehrung für Bach.
Die fokussierte Beschäftigung mit diesen drei Werken während einer Kur hatte zur Folge, dass Reger die Stücke bei aller Virtuosität für und nicht gegen das Instrument geschrieben hat. Trotzdem hat er die Suiten ausgiebig mit ungewöhnlichen Doppelgriffpassagen gespickt. Des Weiteren machte er genaue dynamische Vorgaben, die eine tiefergehende Beschäftigung erfordern, aber auch als Hilfe bei Phrasierung und Erfassung der Struktur dienen können.
Christian Erben, Solocellist beim Gewandhausorchester in Leipzig, hat die Einschränkungen während Corona genutzt, um sich der Sololiteratur für sein Instrument und eben diesen Suiten in großer Intensität zuwenden zu können und dabei auch gleich die Einspielung vorgesehen. So wie der Komponist seine Ruhephase nutzte, hat auch Erben die erzwungene Auszeit vom Orchester in diese drei Suiten gesteckt. Dabei hat er sensuell fein austarierte Gestaltungen geschaffen, die mit edlem Klang überzeugen und alle Register des Instruments auskosten. Doch auch für den Aufbau und die Entwicklung der Musik hat er einfühlsam tragende Lösungen gefunden, die diese drei Werke zwischen Bach und Britten aufmerksam ins beste Licht rücken.
With Max Reger, the solo literature for strings experienced a renaissance that was to continue for half a century in works by Hindemith, Bartók, Honegger and others. Reger arranged the cello suites as a free sequence of three to four movements of different character, not in the strict Baroque sense.
Reger himself described the suites written during his convalescence as musical chastity. His writing style is well described by his late Romantic tonal language, chromatic regressions, expansive harmonies with extended tonality and meandering phrases. In addition, his use of baroque forms shows his admiration for Bach.
The focused preoccupation with these three works during a cure meant that Reger wrote the pieces for and not against the instrument, despite their virtuosity. Nevertheless, he peppered the suites extensively with unusual double-stop passages. Furthermore, he made precise dynamic specifications which require in-depth study, but can also serve as an aid to phrasing and understanding the structure.
Christian Erben, principal cellist with the Gewandhaus Orchestra in Leipzig, has used the coronavirus restrictions to devote himself to the solo literature for his instrument and these suites with great intensity and has also planned the recording. Just as the composer took advantage of his rest period, Erben also put the enforced time away from the orchestra into these three suites. In doing so, he has created sensitively balanced arrangements that impress with their noble sound and make the most of all the instrument’s registers. But he has also found sensitive solutions for the structure and development of the music, which place these three works between Bach and Britten in the best possible light.