Über das Leben des in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Rom tätigen Sängers und Violinisten Carlo Mannelli ist nur wenig bekannt. Lediglich ein Abstecher nach Venedig als Sänger ist belegt. In Rom trat er an verschiedenen Orten auf und war auch an namhaften Höfen bekannt. Da zu dieser Zeit in dieser Stadt der Vokalmusik der Vorrang gebührte, wurde Instrumentalmusik kaum einmal verlegt, so dass sie oft nur in Handschriften vorliegt. So sind nur wenige Werke von Mannelli überliefert wie diese zwölf Sonaten op. 3.
Sie zeichnen sich, abweichend von dem an Corellis Werken zu lesenden Maßstab der Zeit deutlich ab. Sie sind zwar teilweise mit vier Sätzen angelegt, aber auch mit nur drei oder sogar sechs. Außerdem fehlt ihnen die klare Struktur der abwechselnd langsam-schnell zu spielenden Sätze. So hat etwa die zehnte Sonate drei langsame Adagio Sätze, erst im letzten Satz ist ein Allegro vorgesehen. Auch andere Besonderheiten lassen sich feststellen. So haben zehn von zwölf Sonaten einen als Canzone benannten fugierten Satz, der hochvirtuos ist wie in der Sonate Nr. 7. Auch harmonisch bietet er Überraschendes, wie das anschließende Adagio mit großem Klangreichtum und ausdrucksstarken chromatischen Wendungen zeigt. Mannelli scheint mit rhythmischem und melodischem Material vor allem das Idiom der Violine deutlich machen zu wollen.
Garten der Lüste, so die deutsche Übersetzung von Giardino di Delizie, ist ein weiblich besetztes Barockensemble, das 2014 in Rom gegründet wurde. Besetzt mit Spezialistinnen der historischen Aufführungspraxis wird es künstlerisch von Ewa Anna Augustynowicz geleitet, die mit Augenmerk auf römisches und polnisches Barockrepertoire sowie den Verbindungen zwischen beiden Ländern im Bereich der Musikgeschichte forscht.
Diese Interpretationen der Sonaten von Carlo Manelli zeichnen sich durch temperamentvollen Zugriff aus, der sowohl den Kontrapunkt zeigt wie auch geschmackvolle Phrasierung und rhythmische Prägnanz abseits akademischer Strenge. Damit geben die Damen dieser bisher weithin unbeachteten Musik volle, aber auch sanfte Klangfülle, zeigen die Eigenheiten der Musik auf und bereichern so unser Wissen über die Musik der Zeit.
Eine Einschränkung im Genuss ist die mit zu viel Hall und Volumen angelegte Aufnahme, so dass viel vom kammermusikalisch Intimen verloren geht. Davon nicht gestört sind die ideenreichen Deutungen, so dass diese Einspielung insgesamt mit Freude zu hören ist.
Little is known about the life of the singer and violinist Carlo Mannelli who was active in Rome in the second half of the 17th century. Only a detour to Venice as a singer is documented. In Rome he performed in various places and was also known at notable courts. Since vocal music took precedence in that city at that time, instrumental music was hardly ever published, so that it often exists only in manuscripts. Thus, only a few works by Mannelli have survived like these twelve sonatas op. 3.
They stand out clearly, deviating from the standard of the time that can be read in Corelli’s works. Although some of them have four movements, others have only three or even six. Moreover, they lack the clear structure of alternating slow-fast movements. The tenth sonata, for example, has three slow Adagio movements, and only the last movement has an Allegro. Other peculiarities can be noted as well. For example, ten of the twelve sonatas have a fugal movement named Canzone, which is highly virtuosic, as in Sonata No. 7. It also offers something surprising harmonically, as the subsequent Adagio shows with great richness of sound and expressive chromatic turns. Mannelli seems to want to make the violin’s idiom clear above all with rhythmic and melodic material.
Garden of Delights, is the translation of Giardino di Delizie, a female-staffed baroque ensemble founded in Rome in 2014. The musicians are specialists in historical performance practice, it is artistically directed by Ewa Anna Augustynowicz, who researches Roman and Polish baroque repertoire and the connections between the two countries in the field of music history.
These interpretations of Carlo Manelli’s sonatas are characterized by spirited approaches that showcase counterpoint as well as tasteful phrasing and rhythmic concision away from academic rigor. In this way, the ladies give this hitherto widely disregarded music a full, but also gentle sonority, pointing out the peculiarities of the music and thus enriching our knowledge of the music of the time.
A limitation in the enjoyment is the recording with too much reverb and volume, so that much of the chamber music intimacy is lost. Not disturbed by this are the interpretations rich in ideas, so that this recording is altogether a pleasure to listen to.