Dmitri Shostakovich: Kammersymphonie op.110a (Arr. Barschai); Bela Bartok: Divertimento Sz.113; Arnold Schönberg: Kammersinfonien Nr. 1 & 2; Leonard Bernstein: Serenade; Alfred Schnittke: Concerto grosso Nr. 1, Moz-Art à la Haydn; Les Dissonances, David Grimal, Violine & Leitung; 3 CDs LD 008; Aufnahmen 2010-2014, Veröffentlichung 01/2016 – Rezension von Remy Franck
Das 2004 vom Geiger David Grimal gegründete ‘Künstlerkollektiv’ mit dem irritierenden Namen ‘Les Dissonances’ hat zwei CD-Bücher mit insgesamt acht CDs herausgebracht. Das Ad hoc-Orchester spielt ohne Chef: man darf also keine persönliche Interpretation, keine scharf formulierte Sicht der Dinge erwarten. Und weil es sich um Live-Aufnahmen handelt, sind kleine Patzer nicht zu vermeiden und auch nicht zu überhören.
Die Beethoven-Symphonien erklingen flüssig, dynamisch, schlank, kammermusikalisch gut ausgehorcht, aber unter dem Strich für den CD-Hörer kaum bereichernd. Ganz toll jedoch ist das Violinkonzert, das David Grimal in perfektem Dialog mit seinen Musikern spielt, geigerisch hoch interessant und sehr spontan, mit einem attraktiven Klang und einem ausgeprägten Sinn für die Melodik.
Der Unvollendeten fehlt die Tiefe, die ohne Dirigent eben so leicht nicht zu erreichen ist, und das gilt auch für Shostakovichs Kammersymphonie op. 110a, in der Klangintensität und Energie die Seele ersetzen und das Stück so zu Showmusik degradieren. Dahingegen gefallen die Mozart-Interpretationen sowie die Aufnahme von Bartoks Divertimento durch ihren Farbenreichtum und die spürbare Spielfreude der Musiker. Auch die Werke von Schnittke, Schönberg und Bernstein werden in durchaus attraktiven Interpretationen vorgelegt.
Den beiden Veröffentlichungen liegt ein Passwort bei, mit dem man sich via Internet die Aufnahmen der vier Brahms-Symphonien ansehen kann: es ist das nicht wirklich eine Erfahrung, die man machen muss. Hier wird dann doch zu offensichtlich, dass die formenden Hände des Dirigenten schmerzlich fehlen.
Unter dem Strich müssen wir daher feststellen, dass diese acht Schallplatten zu viel Oberflächlich-Flüssiges enthalten, das im Konzert auch noch durchgehen kann, auf dem Tonträger aber eher als Souvenir denn als Katalogbereicherung angesehen werden muss, Beethovens Violinkonzert ausgenommen.
Playing without conductor, Les Dissonances mostly stay at the surface of the music, with fluid an energetic performances. The only really enriching output here is Beethoven’s Violin Concerto. Most of the other live recordings just prove that a conductor is hardly a superfluous element when it comes to shape a musical work.