Der heute 80-jährige französische Pianist Dominique Merlet, der 1957 zusammen mit Martha Argerich den Ersten Preis im Klavierwettbewerb in Genf gewann, fügt eine weitere ganz tolle Aufnahme zu seiner reichen Diskographie hinzu.
Merlets Alter hat seine Tempi nicht verlangsamt. Er spielt eher schnell, aber im Großen und Ganzen auch sehr differenzierend, mit viel Rubato und einer breiten dynamischen Palette. Sein Interpretieren gewinnt in jedem der Stücke eine neue Dimension, und macht damit deutlich, wie zeitlos und auf den modernen Flügel übertragbar die musikalische Kraft der Partitur ist.
Merlet spielt sehr gestisch, mit einem ausgeprägten Sinn für die Poesie und das Erzählerische, die sich in den Werken finden. Er kann, aus seiner reichen Erfahrung und seiner Weisheit schöpfend, Melancholie ebenso ausmachen wie Augenzwinkern, Aufbrausen wie Zurückhaltung. Dieser Wechsel macht das Ganze so spannend!
Die Tonaufnahme ist optimal gelungen, nicht zu trocken, nicht zu räumlich, klar und natürlich.