Für Shostakovich war die sowjetische Filmindustrie etwas Lebensnotwendiges. In Zeiten, als die Musik zu Filmen im Kino noch mit Live-Musik untermalt wurde, war er einer dieser Protagonisten. Damit schulte er seine Spontaneität und improvisatorische Fähigkeiten. Außerdem konnte er immer leicht die Reaktion des Publikums testen und in eigenen Kompositionen berücksichtigen. Zudem verschaffte ihm das Filmmetier auch insoweit Geld, als er selber Musik zu Filmen schrieb. Und er konnte damit Gebrauchsmusik schaffen, die von der Zensur nicht gemaßregelt wurde.
Hier kommt die Suite zu dem Film ‘Die Stechfliege’ zu Gehör. Dabei handelte es sich um einen im Ostblock sehr beliebten Streifen, in dem die katholische Kirche als reaktionär dargestellt wird. Der Beichtvater des Helden, eines italienischen Revolutionärs aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, verrät ihn und seine Freunde an die Geheimpolizei. Der Bischof ist außerdem der Vater des Titelhelden.
Auch die zweite Aufnahme ist eine Suite zu einem Film, hier der ‘Schneesturm’. Die Musik stammt von Georgy Sviridov. Der Film basiert auf der Erzählung von Pushkin. Unglücklich Verliebte wollen heimlich heiraten. Er verirrt sich wegen eines Schneesturms. Die verzweifelte Braut kann erst nach Jahren wieder Zuneigung zu einem Mann fassen, der ihre Gefühle erwidert. Als er dann berichtet, dass er vor Jahren in einem Schneesturm eine ihm unbekannte Frau geheiratet hat, ist das glückliche(?) Ende erreicht.
Beide Sujets sind kraftvoll und vielseitig und erlauben den Komponisten, unterschiedliche Momente und Stimmungen zu vertonen. Die Werke sind farbenfroh, vielgestaltig und zur Unterhaltung bestens geeignet. Während bei Shostakovich immer auch Ironie und Augenzwinkern mitschwingen, ist Sviridovs Musik bodenständiger und ehrlicher in dem Sinne, dass sie keine verdeckten Botschaften sendet. Aber sie ist genauso nuancenreich, am Sujet orientiert und fantasievoll. Sie nimmt beim Zuhören ebenso für sich ein wie die von Shostakovich.
‘Die Stechfliege’ wird vom Litauischen Kammerorchester gespielt, das von Saulis Sondeckis geleitet wird. Seine große Erfahrung und Musikalität lassen die Farben leuchten und machen die Musik zu einem Erlebnis. ‘Der Schneesturm’ wird von der ‘Camerata’ aus St. Petersburg gespielt, die von Alexander Titov durch die bildreiche Partitur geleitet wird. Diese ebenfalls schon ältere Aufnahme steht der anderen nicht nach.
Shostakovich’s suite from the film music The Gadfly is widely familiar. Sviridnov’s music for the film ‘Snowstorm’ after Pushkin is less known. Both suites are musically rich and entertaining as well. The performances are colourful and enthralling.