Brahms’ Dritte Sonate, so schreibt Vincent Larderet im Booklet, habe ihn sei seinen Lehrjahren bei Bruno-Leonardo Gelber begleitet. Diese enge Verbindung spürt man in einer sehr persönlichen Interpretation. Wie Gelber, der so gerne aus anderer Leute Teller kostet – die Pasta in meinem Teller in der ‘Osteria del Teatro’ in Luxemburg schmeckte ihm letztlich besser als die seines eigenen Tellers – ist Larderet kein festgefahrener, sondern ein evolutiver Interpret. Seine Interpretation ist denn auch zweifellos im Laufe der Jahre gereift und hat an Charakter gewonnen. Die Klangmassive des Kopfsatzes werden transparent und markant voneinander abgehoben, aber die einzelnen Passagen werden genauso wirksam verbunden.
Das Andante espressivo bezeichnet der Interpret als « eine der größten Liebesmusiken der Musikgeschichte ». Um das hörbar werden zu lassen, hütet sich Larderet vor allzu großer dynamischer Unebenheit, ohne allerdings die große Steigerung einzudämmen, die er als Höhepunkt der Verzückung bezeichnet.
Und selten wurde danach das Scherzo freudiger und beschwingter und vorübergehend auch zufriedener interpretiert als hier, während das Intermezzo die Ernüchterung vollauf zum Ausdruck bringt.
Das Finale wird dramatisch und zielstrebig gestaltet. So kommt am Ende ein überaus guter Eindruck zustande, der einen Künstler zeigt, der sich ernsthaft und tiefschürfend mit Brahms auseinandersetzt, die gegebenenfalls obsoleten romantischen Ideen hinter sich lässt und einen im modernen Sinn ausdrucksvollen Brahms ohne Extravaganzen präsentiert. Das trifft auch auf die Intermezzi op. 117 zu, die mit einem wohltönenden, warmen und vollen Klavierklang überzeugen.
Alban Bergs Opus 1 beschließt das Programm in der revidierten Edition von 1925. Ohne ihre Einheit zu gefährden spielt Larderet sie mit breitem Atem und viel Leidenschaftlichkeit, und mildert den modernen Charakter der Musik mit viel Spannung und einem Alternieren zwischen Poesie und Erregtheit.