Die alljährlich erscheinende Edition Klavier-Festival Ruhr bietet auch 2022 in ihrer bereits 41. Veröffentlichung eine wunderbare Mischung aus jungen Talenten und bereits eingestandenen Musikern, dies in einem sehr abwechslungsreichen Programm mit einer Gesamtdauer von über 150 Minuten.
Die erste CD ist den Waldszenen und den Klaviersonaten Nr. 1 & 2 von Robert Schumann, die zweite dem Komponisten York Höller (*1944) gewidmet. Elena Fischer-Dieskau spielt die Waldszenen für meinen Geschmack etwas eindimensional, wenn auch technisch makellos. Auch bei der 2. Sonate fehlt es mir an Dynamik und spürbarer Spielfreude. Weitaus weniger intellektuell geht Giorgi Gigashvili mit der 1. Sonate um und überzeugt ebenso durch Musikalität, Drive und romantischen Atem.
Martin Helmchen, Klavier und seine Gattin Marie-Elisabeth Hecker, Cello, sind die Solisten bei York Höllers Doppelkonzert für Violoncello, Klavier und Orchester, dessen Uraufführung aufgezeichnet wurde. Das Konzert ist ein Auftragswerk der Stiftung Klavier-Festival Ruhr. Auch hier erlebt man musikalische Perfektion gepaart mit Ausdruck und Sinn für Architektur. Höllers Konzert ist an sich ein dankbares Stück, das trotz aller Komplexität niemals langweilig ist oder den Zuhörer überfordert. Christoph Poppen und das Kölner Kammerorchester begleiten auf höchstem Niveau.
Die Entdeckung auf dieser Doppel-CD ist für mich allerdings die musikalische Leistung der 1993 geborenen Pianistin Hanni Liang, die erstaunlich gut mit Höllers Musik (5 Stücke, Sonate Nr. 3 und eine Auswahl aus Monogramme-14 Charakterstücke) zuwege kommt. Technisch versiert, mit spielerischer Präsenz und nie nachlassender Innenspannung erweist sie sich als eine engagierte Interpretin für Höllers Werke, als eine Künstlerin, die zudem keine Angst hat, dieser modernen Musik auch sehr musikantisch zu begegnen.
The annual Edition Klavier-Festival Ruhr offers in its already 41st release a wonderful mix of young talents and already established musicians, this in a very varied program with a total duration of over 150 minutes.
The first CD is dedicated to Robert Schumann’s Forest Scenes and Piano Sonatas Nos. 1 & 2, the second to the composer York Höller (*1944). Elena Fischer-Dieskau’s playing of Waldszenen is a bit one-dimensional for my taste, though technically flawless. The 2nd Sonata also lacks dynamics and palpable joy of playing for me. Giorgi Gigashvili handles the 1st Sonata far less intellectually and is equally convincing with musicality, drive and romantic breath.
Martin Helmchen, piano, and his wife Marie-Elisabeth Hecker, cello, are the soloists in York Höller’s Double Concerto for Violoncello, Piano and Orchestra, the premiere of which was recorded. The concerto is a work commissioned by the Ruhr Piano Festival Foundation. Here, too, one experiences musical perfection coupled with expression and a sense of architecture. Höller’s concerto is in itself a rewarding piece that, for all its complexity, is never boring or overburdens the listener. Christoph Poppen and the Cologne Chamber Orchestra accompany at the highest level.
The discovery on this double CD for me, however, is the musical achievement of pianist Hanni Liang, born in 1993, who copes amazingly well with Höller’s music (5 pieces, Sonata No. 3 and a selection from Monogramme-14 character pieces). Technically adept, with playful presence and never flagging inner tension, she proves to be a committed interpreter of Höller’s works, an artist who, moreover, is not afraid to approach this modern music in a musically charismatic way.