Anton Bruckner: Symphonie Nr. 8 (Fassung für Orgel); Gerd Schaller, Orgel; # Profil PH25002;  Aufnahme 2024, Veröffentlichung 04.04.2025 (78’51) - Rezension von Guy Engels ** (For English please scroll down)

Wer eine Bruckner-Symphonie auf der Orgel hört, muss auf ein anderes Werk, zumindest eine andere Sichtweise gefasst sein. Die Erwartung, eine bloße Übertragung des gesamten Orchesterklanges auf die Orgel zu erleben, ist nicht zu erfüllen. « Vor allem ist es mir aber wichtig, nicht das Orchester zu imitieren, sondern ein spezifisches, eigenes und – wenn man so will – ‘neues’ Werk im Sinne einer Orgelsymphonie entstehen zu lassen.“, betonte Gerd Schaller in einem Pizzicato-Interview. Und so erleben wir auch in dieser 8. Symphonie andere Klänge, ohne dass Bruckner verfälscht wird.

Gerd Schaller jedoch schärft unseren Sinn für bisher unbemerkte Details in der Struktur, in den gewagten Harmonien des Komponisten. Wir blicken quasi durch ein Mikroskop. Dabei geht  der Blick auf das Ganze nie verloren. Der große Spannungsbogen zieht sich über das gesamte Werk, wirkt in den vier Sätzen gar intensiver, da wiederholt neue Facetten hörbar werden.

Vor allem aber ist die Wirkung der Grundtonart c-Moll in diesem veränderten Klangumfeld noch um einiges geheimnisvoller als in der Orchesterfassung.

Einmal mehr bietet uns Gerd Schaller mit dieser eigenen Bearbeitung für die Orgel eine neue, anregende Betrachtungsweise auf ein Werk, das man eigentlich zu kennen glaubt.

Those who listen to a Bruckner symphony on the organ must be prepared for a different work, or at least a different perspective. The expectation of simply experiencing a transfer of the entire orchestral sound to the organ cannot be fulfilled. « Above all, however, it is important to me not to imitate the orchestra, but to create a specific, individual and – if you like – ‘new’ work in the sense of an organ symphony, » emphasized Gerd Schaller in a Pizzicato-interview. And so we also experience other sounds in this 8th symphony, without Bruckner being distorted.

Gerd Schaller, however, sharpens our sense for previously unnoticed details in the structure, in the composer’s daring harmonies. We look through a microscope, so to speak. But we never lose sight of the whole. The great arc of tension runs through the entire work, intensifying in the four movements as new facets are revealed.

Above all, the effect of the home key of C minor is even more mysterious in this altered sound environment than in the orchestral version.

Once again, Gerd Schaller’s own arrangement for organ offers us a new, stimulating approach to a work we think we know.

Gerd Schaller: « Jede Symphonie von Bruckner, ist ein einmaliges Werk, das einen ganz spezifischen Geist atmet »

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