Selten schaurig erklingt das fast halbstündige Andante Comodo in dieser Aufnahme mit den Essener Philharmonikern unter Generalmusikdirektor Tomas Netopil. Netopil bleibt dabei sehr irdisch, transzendiert nicht, sondern betont – darin Chailly in der Amsterdamer Aufnahme ähnlich – das Leidenschaftliche und das Gefühlvolle. Es gelingt ihm so eine glühende, hier breit aufrauschende, dort zartfühlendst ausgehorchte Neunte. Im ersten Satz spürt er Naturlauten nach, zeigt, wie sehr Mahler die Schätze der Erde noch einmal vollauf genießen will. Dass in diese Schwelgerei immer wieder die Todesahnung hereinbricht, macht Netopils aufregend zerklüfteten ersten Satz so richtig gespenstisch.
Recht lebensfroh erklingt der Ländler, der aber auch das Täppisch-derbe bestens zum Ausdruck bringt. Die von Mahler trotzig gewünschte Rondo-Burleske kommt sehr burschikos , von Netopil eher ironisch-bizarr als dämonisch gestaltet: ein etwas unsicheres Hin und Her der Gefühle vor dem Adagio-Finale, das der Dirigent nicht schärft, sondern viel Platz für sowohl inneren Frieden als auch Jenseitshoffnung schafft.