Karl Amadeus Hartmann: Concerto funebre für Violine & Streicher, Vitezslava Kapralova: Concertino für Violine, Klarinette & Orchester op. 21, Bohuslav Martinu: Konzert für Violine, Klavier & Orchester, Ethel Smyth: Konzert für Violine, Horn & Orchester; Thomas Albertus Irnberger (Violine), Milena Viotti (Horn), Reinhard Wieser (Klarinette), Michael Korstick (Klavier), Wiener Concert-Verein, Israel Chamber Orchestra, Georgisches Kammerorchester Ingolstadt, Doron Salomon, Martin Sieghart; 2 SACDs Gramola 99098; Aufnahmen 09/2014, 09/2015, 09/2016; Veröffentlichung 07/2018 (89') – Rezension von Uwe Krusch

Im Rahmen des ‘EntArteOpera’ Festivals werden Werke entarteter Künstler vorgestellt, wobei der Begriff weiter als üblicherweise gefasst ist. Denn das Werk der Komponistin Ethel Smyth ist nur darunter zu fassen, wenn man ihre selbstbewusste Art des Auftretens, als Komponistin und als Suffragette als ungewöhnlich und damit unerwünscht dem gleichsetzt.

Neben drei Doppelkonzerten wird auf dieser Doppelscheibe das ‘Concerto funebre’ von Karl Amadeus Hartmann geboten. Alle Konzerte haben die Violine als Soloinstrument, mit Thomas Albertus Irnberger. Dazu kommt bei der schon erwähnten Ethyl Smyth das Horn, präsentiert von Milena Viotti. Bei dem Konzert von Vitezslava Kapralova tritt die Klarinette hinzu, der Reinhard Wieser Leben einhaucht. Das abschließende Doppelkonzert von Bohuslav Martinu gibt der Violine das Klavier bei, hier von Michael Korstick, dem ständigen Duopartner des Violinisten, gespielt.

Die Komposition von Smyth folgt klassisch romantischen Formen; besonders ist hier die Besetzung. Das Werk von Vitezslava Kapralova, einer Schülerin und zeitweiligen Gefährtin von Martinu, hat stilistische Ähnlichkeiten mit zeitgenössischen Komponisten ihrer Heimat Tschechien bzw. Österreich, obwohl sie in Paris lebte und das dortige Musikleben kannte. Bei ihr konzertieren die Solisten miteinander, das Orchester bietet das Klangumfeld.

Das ‘Concerto funebre’ passt sich insofern hier ein, als es ein Kommentar der Trauer von Hartmann zur Besetzung der Tschechoslowakei ist. Dieses Werk ist das bekannteste der Auswahl. Die beste und markanteste Interpretation wird bei Martinuů erreicht. Dieses rund um seine Übersiedlung aus der Tschechoslowakei nach Paris entstandene Werk zeigt perfekt seinen Personalstil. Sehr markante Rhythmen und persönliche Melodiestrukturen zeigen den Komponisten auf dem Höhepunkt seines Schaffens.

Als Begleiter der Solisten treten drei verschiedene Orchester mit zwei Dirigenten auf. Für die beiden Werke der Komponistinnen ist es der ‘Wiener Concert-Verein’ unter Doron Salomon. Bei Hartmann erklingt das ‘Israel Chamber Orchestra’, ein treuer Begleiter von Irnberger mit Martin Sieghart. Dieser dirigiert auch für Martinu das in Ingolstadt angesiedelte Georgische Kammerorchester. Wie schon angedeutet, ist bei diesem Werk die Prägnanz und Qualität des Spiels auffällig einnehmender als bei den anderen Werken. Die rhythmischen Besonderheiten und musikalischen Bögen werden deutlich artikuliert. Die Streicher aus Israel zeigen wie auch der Solist, dass Hartmann besondere Anforderungen an die Darbietenden stellt. Die beiden anderen Werke auf der ersten CD lassen ein wenig Klarheit und Ausdrucksstärke vermissen.

Thomas Albertus Irnberger hat schon wiederholt Aufnahmen vorgelegt, die immer durch stimmungsvolle geigerische Darbietungen und geistig musikalische Durchdringung gefallen. Die Solisten an seiner Seite fügen sich nahtlos an und bringen ihre eigenen wirkungsvollen Gestaltungen ein, so dass die Aufnahmen interessante Entdeckungen ermöglichen.

Hartmann’s Concerto funebre as well as three double concertos for violin plus a second instrument form a program of works belonging to what was called Entartete Kunst by the Nazis. The soloists’ performances are very good, while the orchestra’s playing becomes only more expressive in the last two works.

 

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