Mit dieser CD hat sich Elicia Silverstein auf eine Reise begeben, die zwischen dem siebzehnten und dem zwanzigsten Jahrhundert sowie deutschen und italienischen Komponisten hin und her wechselt. Die Werke von Bach, Biber und Mealli werden von solchen von Berio und Sciarrino getrennt. Wobei trennen eigentlich das falsche Wort ist, denn die Geigerin hat die Stücke so sortiert, dass sie wie eine natürliche Kette aneinander anschließen.
Diese Abfolge und ihre Darstellung hat sie unter einem Zitat aus einem Sonett von Pietro Metastasio gefasst, dessen erste Zeile, ‘Die Träume und Fabeln, die ich mir ausdenke’ ihre Gedankengänge zu dem Programm spiegelt. Es ist eine spannende Reise!
Das Spiel der jungen Amerikanerin ist freischwingend sanglich und von handfester Eleganz. Bezaubernde Passagen wechseln mit weniger mitnehmenden Momenten, etwa in der Passacaglia von Biber. Insgesamt aber trägt Silverstein eine Geschichte vor, die das intensive Zuhören lohnt und mit Sicherheit wegen ihrer unterschiedlichen Bestandteile keine Langeweile aufkommen lässt.
Die Solistin hat die Aufnahme mit einer Geige, ihrer J. B. Vuillaume, aber drei verschiedenen Bögen, passend für jede Periode, eingespielt. So gelingt ihr eine interessante Mischung aus historisierendem Ansatz und freier Interpretation. Einerseits fasziniert die Sicht, andererseits ist sie auch gewöhnungsbedürftig.
Für die Aufnahme hat die Technik den Hall in der Schuilkerk de Hoop in Diemen in den Niederlanden etwas mit zu viel Klang und Volumen eingefangen, man könnte, sagen, der Rubikon ist überschritten.