In dieser Aufnahme gib es all das, was man in den jüngsten Einspielungen der Neunten Mahler in nicht wirklich kohärenten Interpretationen vermisst hatte, das Wogen der Musik, die großen dynamischen Kontraste, die Innenspannung, und das alles bei einer phänomenalen Transparenz und einem raffiniert sonoren Klangbild. Ivan Fischer hat Mahler verstanden und weiß, wie Mahler klingen soll. Er weiß, wie Mahlers Orchestermasse geformt und zur Geltung gebracht werden muss und er weiß, dass nur ein überwältigter Dirigent ein Orchester so überwältigen kann, dass auch der Zuhörer überwältigt wird. Die Spannweite der emotionalen Gefühlswallungen im ersten Satz ist entsprechend breit, wenn zarte Gedanken von berserkerhaft brutalen Schlägen unterdrückt werden. Zerrissenheit ist hier das Schlagwort, und Fischer reizt es maximal aus.
Auch im ‘Ländler’ fehlt es nicht an echter Mahler-Erlebniskraft. Der Tanz ist täppisch zunächst, mit einer Fülle an Details, und die Musik gerät dabei hin und wieder so sehr ins Drehen, dass die Zentrifugalkraft sie fast zur Implosion bringt. Genial auch, wie sich der Kobold, der das alles veranstaltet, zum Schluss schelmisch wie Till Eulenspiegel verabschiedet, uns allen eine lang Nase drehend.
Die Rondo-Burleske nimmt Fischer schnell, nicht so schnell wie Bruno Walter, aber schneller als die meisten seiner Kollegen, und so richtig trotzig will sie nicht werden, eher ironisch-bizarr als dämonisch. Doch dieser Lauf wirft uns wie von einer Sprungfeder gepusht in das Adagio-Finale, das der Dirigent in einem Wechsel von Zärtlichkeit und Kraftausdruck zum Glühen und dann einem ergreifenden, ätherischen Ersterben bringt, das sowohl inneren Frieden als auch Jenseitshoffnung beinhaltet.
Ivan Fischer projects the three first movements in a dynamic, bright fashion with a perfect control of the music ebb and flow. The final adagio is enthrallingly intense.