Mehrere Brüche strukturieren den Lebensweg von Walter Braunfels. Nahm er bereits mit 13 Jahren musikalischen Unterricht u. a. bei Iwan Knorr am Hoch‘schen Konservatorium in Frankfurt, so studierte er dann zunächst Rechtswissenschaft und Volkswirtschaft, bis er schließlich doch ganz zur Musik kam und in Wien studierte. Der nächste Bruch widerfuhr ihm unter den Nationalsozialisten, die ihn ihrer Definition gemäß als Halbjuden einstuften und ihn der Leitung als Mitgründungsrektor der Musikhochschule Köln beraubten. Ein Aufführungsverbot für seine Werke folgte. Trotz dieser Ausgrenzung konnte er sich im Übrigen auch in Europa frei bewegen. Kurz nach dem Krieg wurde er wieder in Köln an der Musikhochschule als Rektor, später als Präsident eingesetzt. Die Abstinenz vom öffentlichen Leben hat trotzdem nicht zu einer Verdrängung seiner Werke aus den Spielplänen geführt. Insbesondere seine Opern finden nach wie vor Beachtung.
Die erzwungene Abstinenz von öffentlichen Aufgaben hatte bei ihm eher befreiende und kraftschöpfende Folgen für sein kompositorisches Schaffen, so dass insbesondere sein Œuvre um Kammermusikwerke bereichert wurde. Eines dieser Stücke ist das Streichquintett, das er zunächst als Quartett plante und dann merkte, dass er seine Ausdruckswünsche nur mit einer weiteren Cellostimme erreichen konnte. Dieses Werk ist spätromantisch geprägt. Die Version für Streichorchester hat sein Schüler Frithjof Haas gefertigt. An dritter Stelle des Quintetts steht ein über die anderen Sätze hinausgehend im Stil moderneres Scherzo, das als Verbindung zum Scherzo der ‘Sinfonia concertante’ gesehen werden kann. In diesem Werk wählt Braunfels eine über die Romantik deutlich hinausgehende moderne Tonsprache.
Das Münchner Rundfunkorchester, das seinen Platz im reichen Musikleben der Stadt mit leichteren Werken, dann aber auch als Opern- und Operettenorchester festigte, hat mit seinem vorherigen, langjährigen Chefdirigenten Ulf Schirmer diese Werke eingespielt. Seine auf anderen Feldern erprobten Fähigkeiten in aufeinander hörendem Zusammenspiel setzt das Ensemble hier ein, um diese selten zu hörenden Werke stilvoll und mit frischem Gestus zu gestalten. Die ‘Sinfonia concertante’ mit Violine, Viola und zwei Hörnern als Soloparts wird von Musikern des Orchesters effekt- und geschmackvoll dargestellt.