Nach den Klavierkonzerten wendet sich Yevgeny Sudbin Solowerken von Beethoven zu. Für seine erste CD wählte er die letzten beiden Sonaten und die Bagatellen op. 126 aus, späte Werke, die zwischen 1821 und 1824 entstanden, nur wenige Jahre vor dem Tod des Komponisten.
Den Einführungstext im Booklet hat Sudbin selber geschrieben, und er ist lesenswert. Im Vorwort schreibt er über den ungestümen, temperamentvollen Charakter des Komponisten, aber auch über eine andere Seite Beethovens: « Wärme, Großmut und Lebensweisheit – mit unerwarteten Ausbrüchen von unverblümtem Humor. » Sudbin will diese Charakterzüge ganz speziell in diesem Programm gefunden haben.
Und tatsächlich, er kann die Sonate Nr. 31 so kontrastreich anlegen, dass zwischen den sehr lyrisch und warm gestalteten, nachdenklichen und den härter formulierten, dezidierteren Passagen viel Spannung entsteht. Sehr heftig und unerbittlich kommt auch das Allegro molto daher, während er sich im Adagio-Teil des dritten Satzes wunderbar in die Musik vertieft, ohne je die Kontrolle über seine Gefühle zu verlieren. Die Fuge des Schlusssatzes spielt er recht zupackend, und so beginnt auch die 32. Sonate, mit zusätzlich einer erstaunlichen Härte. Da zeigt sich viel interpretatorische Persönlichkeitsstärke, wobei sich alles Temperamentvolle im Beginn der Arietta verflüchtigt, zunächst sehr reflektiv, dann mit leisem Humor, der immer mehr zunimmt, zuerst tänzelnd, dann mit elanhaftem Schwung, schon fast jazzy, und schließlich mit durchaus irritierten Gefühlen.
Beethovens letztes Set von Bagatellen setzt diese Stimmung des Irritierten und Ungemütlichen fort, und Sudbin tut nichts, um die Musik nicht so merkwürdig werden zu lassen. Starke Kontraste kennzeichnen seine Interpretation, zwischen dem delikaten und soften Andante und den schnellen Sätzen mit bewusst ungewöhnlicher Rhythmik. Das lässt das Stück eloquenter und phantastischer werden als unter den Fingern so manch anderer Interpreten.