So voller Energie und Spannung hat man das Violinkonzert von Johannes Brahms wohl selten gehört. Nein, es geht hier nicht um die Energie, die heute so viele bewegt, Schnelligkeit und Lautstärke, es geht um die Energie, die die die Musik an den Rand der Explosion bringt und den Zuhörer durch Musikalität in einen Zustand höchster Erregung versetzt.
Viel Neues wird zwar in Sachen Brahms nicht zutage gefördert, aber das ist ja auch nicht unbedingt notwendig, wenn die Musik mit einer derartig phänomenalen Spontaneität gespielt wird. Das ganze Konzert wird in einen glühenden Musikstrom verwandelt und klingt genuin ‘brahmsisch’, mit gerade so viel Freiheit und Schwung, dass keine Grenze überschritten wird, die man nicht überschreiten soll, was ja auch die Tiefe verhindert hätte, die dieser sensationellen Interpretation ihr Fundament liefert.
Das ‘Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia’ spielt mit einem ungewöhnlich warmen und vollen, dennoch aber stets durchhörbaren Klang, magistral geführt von Antonio Pappano.
Und so richtig die Wahl des römischen Orchesters für Brahms war, so richtig war die des ‘London Symphony Orchestra’ für das Bartok-Konzert, das diesem Orchester perfekt sitzt wie ein maßgeschneiderter Handschuh. Und Jansen wechselt vom vollmundigen Brahms-Spiel genau so perfekt zum fragilen Ersten Violinkonzert, in dem Bartok 1907 seine Liebe für die Geigerin Steffi Geyer verewigte. Janine Jansen fasst das in eine sehr ausdrucksstarke, leidenschaftliche und dennoch extrem nuancenreiche, extrem spontane Interpretation und findet auch hier in Pappano einen Partner, der komplett auf sie eingeht und mit ihr und dem Orchester die innere Harmonie der Musik spannend darstellt.