Der 1965 geborene brasilianisch-amerikanische Komponist Miguel Kertsman hat mit seinem Flötenkonzert ‘Concerto Brasileiro’ ein schillerndes Werk komponiert, das virtuose und lyrische Passagen vereint und die Flöte exponiert zur Geltung bringt. Marina Piccinini jagt ihre Flötenklänge mit Leichtigkeit durch die Luft.
Das Konzert für Violine, Horn, Shofar und Orchester von 2013 ist sehr apart mit ungewöhnlichen Klängen, die die einerseits spukhaft wirken, andererseits ätherisch sind.
Journey for Bassoon and Orchestra hat die Sätze ‘Tallin’, ‘New York’ und ‘Recife’, die jeweils durch ein Interludium getrennt sind. ‘Talinn’ ist ein düsteres, klagendes Stück, während ‘New York’ mit Jazzanklängen viel nervöser, aber irgendwie auch erratisch klingt. ‘Recife’ ist ein rhythmisches Stück, das dem Fagott virtuose Aufgaben gibt.
Die ‘Chamber Symphony No. 2’ mit dem Untertitel ‘New York of 50 Doors’ ist nur 11 Minuten lang und soll ein Porträt einer Stadt sein, die nie schläft, die den Einzelnen aber irgendwie als Individuum in einer nicht gerade freundlichen Umgebung zeigt. Die Ziellosigkeit der Musik wirkt bedrückend.
Alle Stücke werden vom ‘London Philharmonic’ unter Dennis Russell Davies engagiert und auf hohem spieltechnischem Niveau aufgeführt. So kam eine monographische CD zustande, die den an Ideen gewiss nicht armen Komponisten Miguel Kertsman als einen Komponisten zeigt, der auf seine Umwelt reagiert und diese atmosphärisch in der Musik verdichtet.