Mit einem Brahms-Zyklus auf DVD, aufgenommen im neuen Konzertsaal LAC in Lugano, macht das ‘Orchestra della Svizzera Italiana’ auf sich aufmerksam. Das Orchester, das der Schweizer Rundfunk durch Subventionsentzug in Gefahr gebracht hat, spielt unter seinem Chefdirigenten Markus Poschner einen Brahms, für den dieser mit den Instituten der Brahms-Forschung in Lübeck und Kiel zusammenarbeitete, um mit einem kleineren Orchester nach dem Modell der Meininger Hofkapelle zu einem authentischeren Klangbild zu gelangen. Poschner benutzte für diese Einspielung die Urtext-Partitur von Henle.
Nach dem emphatischen Brahms von John Axelrod mit dem im nahegelegenen Mailand beheimateten Orchestra LaVerdi, kommt Poschner nun mit einem leichten und flüssigen Brahms. Der auswendig dirigierende Poschner verbindet die von Brahms geschätzte Eleganz aber mit Kraft und Ausdruck, mit Atem und sorgfältiger Phrasierung und Deklamation.
Aufgabe des dicken Orchestersatzes also, zugunsten von Durchsichtigkeit und Beibehaltung von Ausdruck und Vielfalt der Dynamik sowie der Tempi. Und, sehr wichtig: der Kantabilität! Mitunter kann die Musik zwar auch sehr lebhaft und spontan sein, sehr zupackend wirken, aber generell bleibt das genuin Lyrische der Brahms-Symphonien in schönem Wogen erhalten.
Der Klang der Stereo-Aufnahmen ist generell gut und ausgewogen. Die Bildführung ist eher langweilig und der Dynamik der Musik nicht wirklich angepasst.